Altersvorsorge hochmodern – Deutscher bAV-Preis 2017 verliehen
Lufthansa, Thyssen-Krupp und ECE sind die Gewinner des Deutschen bAV-Preises 2017. Die Preisträger wurden am 16. Februar im Rahmen der Konferenz „Zukunftsmarkt Altersvorsorge“ in Berlin gewürdigt. Der jährlich ausgeschriebene Deutsche bAV-Preis hat damit insgesamt zum vierten Mal vorbildliche Projekte der betrieblichen Altersversorgung (bAV) von Unternehmen in Deutschland ausgezeichnet.
„Beworben haben sich viele Unternehmen mit innovativen, durchdachten Gesamtkonzepten, die zeigen, dass bAV alles andere als langweilig ist. Flexible, für Mitarbeiter individuell anpassbare Pensionspläne, interaktive digitale Verwaltungsplattformen und eine Kommunikation, die frühzeitig Akzeptanz schafft – die Preisträger haben einiges auf die Beine gestellt, um ihren Mitarbeitern eine zukunftsfähige ergänzende Altersvorsorge zu bieten“, sagt Heribert Karch, Mitglied der Jury und Vorstandsvorsitzender der aba Arbeitsgemeinschaft für betriebliche Altersversorgung e.V.. Angesichts der Debatte um die bAV-Reform betont Karch: „Deutschland braucht unbedingt eine flächendeckende Verbreitung der ergänzenden kapitalgedeckten Altersvorsorge. Dabei sollte der Fokus auf dem weiteren Ausbau der bAV liegen, weil kollektive Systeme günstiger sind als individuelle Verträge.“
„Während die bAV-Reform noch diskutiert wird, krempeln viele Arbeitgeber die Ärmel schon wieder runter. Sie haben – im gemeinsamen Interesse von Unternehmen und Mitarbeitern – beindruckende Pensionspläne gestaltet, wie die preisgekrönten bAV-Lösungen zeigen, obwohl sie auch mit vielen Widerständen zu kämpfen hatten“, kommentiert bAV-Experte Dr. Thomas Jasper, Leiter der bAV-Beratung bei Willis Towers Watson. Er kritisiert, dass im Zuge der Reformdebatte längst nicht alle bestehenden bAV-Hindernisse angepackt werden. So hatte jüngst der Bundesrat die Fundamentalkritik seiner Ausschüsse weitgehend verworfen und nur wenige Änderungsforderungen an den Regierungsentwurf gestellt. „Damit wurde die Chance verpasst, das Betriebsrentenstärkungsgesetz in einigen wesentlichen Punkten stärker an den aktuellen Bedürfnissen für das bereits bestehende bAV-System zu orientieren“, so Jasper.
Die Preisträger
„Angesichts der vielen hochkarätigen Bewerbungen fiel die Auswahl der Preisträger dieses Jahr besonders schwer“, ließ die Jury verlauten. Daher wurde in der Kategorie „Großunternehmen“ ein gemeinsamer erster Preis vergeben, den die Deutsche Lufthansa und Thyssen-Krupp gemeinsam erhielten.
Die Deutsche Lufthansa überführt im Rahmen (eines) ihres konzernweiten bAV-Umstellungsprojekts zunächst die Altersversorgungszusagen für ihre Führungskräfte von einem „Defined-Benefit-Modell“ auf ein neues beitragsorientiertes Modell („Defined-Contribution-Modell“). „Wir haben bereits bei der Konzeptentwicklung an die Umstellung gedacht und einbezogen, was die Führungskräfte bei der Entscheidung bewegen könnte. Hierbei haben wir externe Berater mit umfassender Praxiserfahrung hinzugezogen. Das hat sich bei der Umsetzung dann später ausgezahlt“, betont Jörg Jeebe, Leiter Projekt Executive Corporate Pension bei der Deutschen Lufthansa. Anstelle der herkömmlichen Standardangebote können die Mitarbeiter nun ihre bAV flexibel an ihren individuellen Vorsorgebedarf anpassen. Von dem neuen Modell werden rund 900 Führungskräfte persönlich überzeugt; sie gehen nun ihrerseits als „Fackelträger“ für die weiteren bAV-Umstellungen voran.
Auch Thyssen-Krupp setzt auf flexible, individualisierbare Lösungen statt One-size-fits-all. Der Industriekonzern ersetzte ein herkömmliches bAV-Modell durch einen neuen kapitalmarktorientierten Vorsorgeplan. Die Jury betont: In der bAV-Verwaltung und -kommunikation schöpft das Unternehmen die Chancen der Digitalisierung voll aus. „Wir haben eine bAV zum Anfassen und Ausprobieren geschaffen. Möglich wurde dies durch den Einsatz neuer Technologien und Kommunikationswege z.B. Erklärvideos, Online-Portal mit Versorgungslückenrechner“, erklärt Petra Krumsdorf, Head of Benefits & Pensions bei Thyssen-Krupp. Über eine innovative Online-Plattform können die Mitarbeiter dabei nicht nur die Höhe ihrer Eigenbeiträge und die gewünschte Auszahlungsoption anpassen; ein individueller Versorgungslückenrechner unterstützt eine treffsichere Vorsorgeplanung.