Das CHARTA-Qualitätsbarometer gehört zu den bekanntesten und profiliertesten Studien seiner Art.
Frank Kettnaker:
Qualität schlägt Masse. Gut ausgebildete Versicherungsmakler werden sich auf Dauer durchsetzen und ich erwarte, dass gut geführte mittelständische Versicherungsmakler trotz gesetzlich vorgeschriebener Änderungen, z.B. durch IDD, in Zukunft ein wesentlicher Bestandteil der Vertriebslandschaft bleiben werden. Denn die deutsche Wirtschaft boomt und der Bedarf an Vorsorge ist höher denn je. Somit kann der qualifizierte Berater auch höhere Durchschnittssummen vermitteln.
Um auf die Bedürfnisse der jungen Generation vorbereitet zu sein, entwickeln wir zurzeit Konzepte, wie diese mit uns und unseren Beratern in Kontakt treten können. Letztendlich entscheidet der Kunde, wie, wann und über welche Kanäle er mit uns in Kontakt treten möchte. Ich gehe aber davon aus, dass die qualifizierte Beratung zur Vorsorge auch in Zukunft überwiegend durch Berater erfolgen wird.
Rainer M. Jacobus:
Angesichts der forcierten Regulierung des Versicherungsvertriebes durch die IDD und der voranschreitenden Digitalisierung stehen die Versicherungsmakler vor gewaltigen Herausforderungen. Einzelkämpfer werden es da sehr schwer haben. Gleichzeitig bin ich davon überzeugt, dass es trotz Google, Vergleichsportalen und Fintechs weiterhin Bedarf an der Beratung und Vermittlung von passenden Versicherungsprodukten gibt. Der reine Preisvergleicher unter den Maklern, der sich nur über das „billigste“ Angebot definiert, wird keine Chance haben. Der unabhängige Vermittler von morgen wird den Wert seiner Beratung hervorheben und sich auf die Geschäftsfelder spezialisieren, in denen es ohne fachliche Expertise nicht geht. Ich denke da zum Beispiel an Themen wie die betriebliche Altersvorsorge, die komplizierte Absicherung von biometrischen Risiken oder so anspruchsvolle Produkte wie eine Universal Life.
CHARTA:
Die Lebensversicherung erlebt derzeit ja nicht gerade ihre besten Zeiten. Wie sehen Sie die Zukunft des Geschäftszweigs und wie gestalten wir dieses Segment künftig wieder attraktiver?
Markus Drews:
Ich glaube, gemeinsam mit vielen Verbrauchern, dass wir einfacher werden müssen. Die Produktlandschaft ist erklärungsbedürftig und zu kompliziert. Unsere Branche kann am allerbesten in Deutschland Altersvorsorge organisieren. Deutschland ist ein sehr stabiles Land mit Leuten, die nach wie vor sparen, auch in Versicherungen. Wir müssen uns mit dem Geld für die nächsten Jahrzehnte in Deutschland fit machen.
Frank Kettnaker:
Die starke Regulierung durch den Gesetzgeber und die Niedrigzinsphase machen es nicht gerade leicht für uns. Dennoch konnten wir in den vergangenen Jahren entgegen dem Markttrend und trotz schwieriger Bedingungen einen enormen Beitrags-Zuwachs verbuchen.
Wir leben in immer kürzeren Produktzyklen und passen laufend unsere Produkte an die Rahmenbedingungen an. Wenn die Bedingungen keine reinen klassischen Produkte mehr zulassen, dann reagieren wir entsprechend darauf. Genau das ist es, was wir mit unserer „modernen Klassik“ ab 2017 tun werden. Leider darf ich Ihnen heute nicht mehr verraten. Seien Sie gespannt!
Rainer M. Jacobus:
Die Konsequenzen der Niedrigzinspolitik, deren Ende nicht absehbar ist, und die europäischen Regulierungsvorschriften setzen den Lebensversicherungsmarkt weiter unter Druck. Der Höchstrechnungszins wird von 1,25 auf 0,9 Prozent gesenkt, und die Produkte werden teurer. Für das Leben-Neugeschäft bedeutet das höhere Beiträge. Einige Mitbewerber haben sich bereits von klassischen Produkten verabschiedet. Die IDEAL sieht trotz allem weiter gute Marktchancen, schließlich ist nicht nur der Garantiezins ausschlaggebend für die Attraktivität einer Lebensversicherung. Kunden von heute wünschen sich neben der Ertragskomponente vor allem hohe Flexibilität in der Altersvorsorge. Ebenso wichtig sind niedrigere Abschlusskosten und ein hohes Maß an digitaler Transparenz. Unter diesen Vorzeichen sehen wir also gute Chancen für die Lebensversicherung.