Ein Richter ist über jeden Zweifel erhaben. Oder: Tagesform entscheidet
Mittlerweile muss man davon ausgehen, dass jede gerichtliche Auseinandersetzung vermieden werden muss. Jedes Gerichtsverfahren fängt damit an, dass der Richter versucht, auf Biegen und Brechen einen Vergleich hinzubekommen, wobei allen Parteien klar ist, dass ein Vergleich nichts anderes ist als eine Einigung, bei der jeder das bekommt, was er eigentlich nicht will.
Alle Gerichtsverhandlungen sind hierauf ausgerichtet und teilweise erlebt man Stilblüten vor Gericht, bei denen man Zweifel an der Rechtsstaatlichkeit der Gerichte bekommen muss.
In diesem Zusammenhang ein kleines Beispiel, wie es einem vor Gericht ergehen kann:
Landgericht Köln. Eine Erbrechtsstreitigkeit, die mittlerweile über mehr als drei Jahre läuft. Erster Termin beim Landgericht Köln. Alle Parteien sind mit ihren Rechtsvertretern anwesend. Eine junge Richterin erscheint im Verhandlungssaal. Die Richterin schlägt die Akte auf und man höre (und staune über) folgendes Zitat: „Ach, ein Erbrechtsfall. Das hatte ich noch nie. Ich komme ja aus dem Dezernat für Strafrecht. Mal sehen, wie weit wir heute kommen“.
Der Laie wundert sich und der Fachmann fragt sich jetzt, in welchem Film ist man hier überhaupt.
Wie es denn so üblich ist, einigt man sich nicht und es wird eine Beweisaufnahme angeordnet.
Nächster Termin, ca. 8 Monate später. Alle erscheinen wieder, auch dieselbe Richterin. Diese stellt dann fest, dass seitens des Gerichts (oder der Richterin) vergessen wurde, die entsprechenden Zeugen zu laden.
Ein neuer Termin ist notwendig.
Dann tut sich lange nichts mehr. Es kommt eine Ladung. Der gut organisierte Laie stellt fest, dass der neue Gerichtstermin an einem sogenannten Brückentag stattfindet, vorher ein Sonntag, nachher ein Feiertag. Jetzt stellt sich der Fachmann die Frage: Wie lange wird es wohl dauern, bis der Richter feststellt, dass er sich ein langes Wochenende kaputt gemacht hat. Und siehe da, etliche Wochen später kommt die Mitteilung, Terminverschiebung aus dienstlichen Gründen. Ein Schelm, wer sich jetzt etwas Böses denkt.