Phaidros Funds Börsenblatt Februar 2016: "Robo-Ratschlag"
Im aktuellen Börsenblatt befasst sich Dr. Georg Graf von Wallwitz, Fondsmanager der Phaidros Funds und Geschäftsführer der Eyb & Wallwitz Vermögensmanagement GmbH mit der Künstlichen Intelligenz und erläutert, warum der Robo-Advisor nicht zwingend die beste Anlagestrategie parat hat.
Stellen Sie sich vor Ihr Computer ist der bessere Investor von Ihnen beiden. Er verarbeitet Millionen von Signalen effizient und eröffnet Ihnen die Aussicht auf ein Arbeitsleben, in welchem Sie morgens den Computer einschalten und sich anschließend nur noch den anspruchsvollen Bereichen der Mathematik widmen. „Es gibt in der Tat heute schon eine Reihe von neu gegründeten Unternehmen (auf Berlinerisch Start-up genannt), die genau dies versuchen: Robo-Advice. Es handelt sich dabei um vollautomatisierte Vermögensverwaltungen, wohin die digital natives ihr Geld überweisen, welches dort hocheffizient, ohne weitere menschliche Eingriffe, angelegt wird“, erklärt von Wallwitz.
Gewiss gab es in der Vergangenheit auch Rückschläge, die darauf hindeuten, dass, wo Künstliche Intelligenz (KI) entsteht, Künstliche Dummheit nicht weit sein kann. Unvergessen ist der Zusammenbruch von Knight Capital im Jahr 2012: Eine wildgewordene Maschine setzte einen Handel auf, bei dem sie 10 Millionen Dollar pro Minute verlor, bis die Firma – genau 44 Minuten später – pleite war. „Aber das beweist alles nichts“, meint von Wallwitz und führt fort: „Tatsache bleibt, dass Computer all die Daten, welche die Finanzmärkte generieren, sehr viel schneller verarbeiten können, als die Menschen. Sie erkennen Muster, wo Menschen (noch) nichts als Chaos sehen (Big Data) und können diese Erkenntnisse in den Handelsalgorithmus einpflegen.“
Heute arbeiten etwa neun Prozent der Hedgefonds ganz oder zum größten Teil auf der Basis von KI-Strategien. Diese liefern bislang auch keine besseren Ergebnisse als die breite Masse der Hedgefonds. Aber warum sind es nicht mehr und warum läuft es nicht besser? Von Wallwitz nennt vier Hindernisse: „Erstens ist die Welt der Finanzmärkte doch ein gutes Stück komplexer, als man denkt. An der Börse werden permanent allein 6.100 ETFs gehandelt, ganz zu schweigen von einzelnen Aktien oder Anleihen. Zweitens finden solche quantitativen Strategien nicht im luftleeren Raum statt, sondern sie beeinflussen selbst den Markt. Wenn eine Strategie funktioniert, spricht sie sich herum und findet schnell Nachahmer. Wenn aber viele Marktteilnehmer auf dasselbe Pferd setzen, wird der Topf unter vielen hungrigen Mündern verteilt und für den einzelnen bleibt nicht mehr viel übrig.“