Niedrigzinsphase: Bilanzielle Konsequenzen der betrieblichen Altersvorsorge sind den meisten Mittelständlern unbekannt
Aktuelle Studie von Towers Watson / Infolge der Zinsflaute überdenkt mehr als die Hälfte (52%) der mittelständischen Unternehmen die strategische Ausrichtung ihrer Pensionswerke: Bei diesen Unternehmen stehen die Veränderung der Pensionszusagen (47%) oder sogar die Schließung der Versorgungswerke (36%) der betrieblichen Altersversorgung (bAV) zur Diskussion.
Vielen ist jedoch unbekannt, welche Folgen die Niedrigzinsphase für sie bilanziell haben wird. Das ist heikel, weil die Mehrheit der Mittelständler darauf vertraut, ihre Pensionszusagen aus dem laufenden Geschäft finanzieren zu können, wie eine Studie zu den Auswirkungen der Niedrigzinsphase auf die bAV im Mittelstand von Towers Watson zeigt.
„Die Niedrigzinsphase betrifft alle Mittelständler mit nennenswerten Pensionsverpflichtungen. Welche Folgen daraus für jedes einzelne Unternehmen entstehen, hängt maßgeblich von der Gestaltung der bAV ab. Sofern ein Pensionsplan zeitgemäß aufgebaut ist, geht von ihm aber keine Gefahr für das Unternehmen aus“, erklärt Heiko Gradehandt, Bereichsleiter Mittelstand bei Towers Watson. „Das muss betont werden, weil knapp ein Fünftel der Mittelständler darüber nachdenkt, die eigenen Pensionswerke zu schließen. Im Hinblick auf schrumpfende Rentenprognosen und die Bedeutung der bAV zur Mitarbeiterbindung wäre das ein dramatisches Signal“, so Gradehandt weiter. Unternehmen sollten regelmäßig analysieren, welche bilanziellen Auswirkungen sie durch ihre Pensionswerke erwarten. So werden Nachfinanzierungen vermieden, die schlimmstenfalls zu einer Überschuldung führen können.
Rücklagen für die bAV im Mittelstand nicht weit verbreitet
Gut die Hälfte der mittelständischen Unternehmen vertraut darauf, die Pensionszusagen aus dem laufenden Geschäft finanzieren zu können: 58 Prozent bilden keine Rücklagen zur Absicherung der Pensionsversprechen. Bei den 42 Prozent der Unternehmen, die Vermögen für die bAV reservieren, sind die Rücklagen jedoch meist gering: In etwa einem Drittel der Fälle liegen die reservierten Mittel unter 25 Prozent des Verpflichtungsvermögens, nicht einmal ein Viertel weist komfortable Deckungsquoten von über 75 Prozent auf. Zukünftig ziehen – wohl aufgrund der anhaltenden Niedrigzinsphase – aber nur 20 Prozent der befragten Mittelständler in Erwägung, Rücklagen zu bilden.
„Insbesondere die Pensionsverpflichtungen von Unternehmen, die verkauft werden sollen, weil kein Nachfolger bereit steht, sollten eine Deckungsquote von 100 Prozent anstreben“, empfiehlt Gradehandt. Denn alles andere drückt den Verkaufspreis deutlich. Standard ist heute zudem, dass sich Unternehmen zur Einzahlung einer bestimmten Summe verpflichten. Anders noch bis Ende der 90er Jahre, als sich Pensionsversprechen auf die Auszahlung einer bestimmten Summe im Rentenalter bezogen haben.