Experten schlagen Alarm: „Cybermobbing ist die Zeitbombe im Internet“
Smartphones werden digitale Waffen
Smartphones sind in allen im Rahmen der Studie befragten Ländern das am meisten genutzte Cybermobbing-Tool und führen damit zu einem deutlichen Anstieg von Cybermobbing-Attacken. Cybermobbing wird damit immer mobiler, wie 93 % der befragten Wissenschaftler bestätigen. Die ständige Verfügbarkeit senkt die Eintrittsschwelle erheblich, Fotos und heruntergeladene Videos erhöhen die Schadenswirkung und den psychischen Druck. Die Forscher sprechen deshalb von Smartphones auch als „Smart Weapons“.
Kinder und Jugendliche am stärksten betroffen/Cybermobbing-Opfer werden immer jünger
Vor allem bei jüngeren Kindern wirkt Cybermobbing besonders aggressiv: große Öffentlichkeit, Endlosigkeit der Angriffe und keine Rückzugsmöglichkeiten führen zu erheblichen Verletzungen. 84 % der befragten Forscher sehen dies als eine virtuelle Zeitbombe mit unkalkulierbaren Auswirkungen. Jeder 4. Schüler in Deutschland ist bereits mindestens einmal Opfer von Cybermobbing geworden. Mehr als 30 % der Schulen verzeichnen einmal pro Woche einen Fall von Cybermobbing. Die Belastungen der Opfer reichen von psychosomatischen Beschwerden bis hin zu Suizidversuchen.
Prävention in Schulen und Familien unzureichend
Die Aufklärungsarbeit in deutschen Schulen ist unzureichend. Nur 16 % der Schulen informieren ausführlich über die Gefahren des Cybermobbing. Institutionelle Maßnahmen zur Aufklärung und Prävention von Cybermobbing sowie Hilfssysteme fehlen flächendeckend an deutschen Schulen. Haupt- und Gesamtschulen zeigen die geringste Präventionsaktivität, obwohl diese gerade hier besonders nötig wäre.
Der Präventionsstatus an Schulen ist insgesamt in allen untersuchten Ländern mangelhaft. Lediglich in Großbritannien gibt es flächendeckend Aktionspläne an Schulen gegen Cybermobbing. Norwegen hat bereits vor 10 Jahren eine Verpflichtung für Schulen zur Präventionsarbeit eingeführt, die Niederlande folgen diesem Weg seit einem Jahr.
Nahezu alle Forscher (94 %) fordern deshalb den ganzheitlichen Ansatz eines „Präventions-Managements“ mit flächendeckenden Strukturen und Systemen. „Die Schulen geraten massiv unter Druck und stehen mehr oder weniger hilflos diesem Phänomen gegenüber“ unterstreicht Frau Dr. Katzer Dringlichkeit wie Notwendigkeit eines Umdenkens von Politik, Justiz und Kultusbehörden.
Business-Cybermobbing mit erschreckendem Zuwachs
Während einerseits die Cybermobbing-Opfer immer jünger werden, breitet sich auf der anderen Seite das Cybermobbing unter Erwachsenen immer weiter aus. Mit entsprechenden Auswirkungen: aufgrund von 5 bis 6 Tagen beruflicher Fehlzeit wegen Krankheit durch Angst, schätzen die Experten den Schaden durch Businessmobbing und Krankheitsfolgekosten auf rund 3 Mrd. Euro pro Jahr, mit wachsender Tendenz und das alleine in Deutschland. Über 90 % der befragten Wissenschaftler sehen Business-Cybermobbing international auf dem Vormarsch.