Bundesbürger befürworten Abbau von Bürokratie für mehr bezahlbaren Wohnraum
In Ballungszentren ist es in den vergangenen Jahren immer schwieriger geworden, bezahlbaren Wohnraum zu finden. Zwar wurde nach Angaben des Statistischen Bundesamtes von Januar bis September 2015 in Deutschland der Bau von rund 222.800 Wohnungen genehmigt – das sind 4,8 Prozent Wohnungen mehr als im Vorjahreszeitraum. Der tatsächliche Bedarf an jährlichen Neubauten liegt aber derzeit nach Expertenmeinung bei mindestens 350.000 Einheiten.
Über 80 Prozent der Bundesbürger fordern vor allem einen Abbau von Bürokratie, damit wieder mehr bezahlbarer Wohnraum für alle zur Verfügung steht. Neue Wohnungen sollten jedoch bevorzugt am Stadtrand entstehen. Auch eine Aufstockung der Mittel für den sozialen Wohnungsbau und steuerliche Anreize halten mehr als die Hälfte der Befragten für sinnvoll. Das sind die Ergebnisse einer aktuellen, repräsentativen TNS-Infratest-Umfrage zur Förderung des Wohnungsneubaus, die im Auftrag der Wüstenrot & Württembergische-Gruppe bundesweit durchgeführt wurde.
Bernd Hertweck, Vorstandsvorsitzender der Wüstenrot Bausparkasse AG: „Wir brauchen vor allem einen Abbau von Bürokratie zur Beschleunigung von Neubauvorhaben, aber auch steuerliche Anreize für Investoren, denn mit einer Aufstockung der Mittel für den sozialen Wohnungsbau alleine wird diese Bedarfslücke nicht zu schließen sein. Wichtig ist, dass neben dem sozialen auch der private Wohnungsbau in den Fokus gerät. Er bietet in der Niedrigzinsphase auch Beziehern kleinerer Einkommen Chancen auf solide finanzierten Wohneigentumserwerb.“
Lockerung der Bauvorschriften
Um dem Wohnraummangel entgegenzuwirken, können sich die Bundesbürger auch unkonventionelle Maßnahmen vorstellen. 57 Prozent der Befragten halten es für sinnvoll, die Bauvorschriften zu lockern, um den Neubau von Wohnungen kostengünstiger zu gestalten. 55 Prozent gehen davon aus, dass dadurch der Bau neuer Wohnungen beschleunigt werden könne. Bei der Frage, ob eine Lockerung der Bauvorschriften geeignet sei, um den Neubau von Wohnungen kostengünstiger zu gestalten, gibt es allerdings je nach Wohnort durchaus Unterschiede bei der Einschätzung. Im Umland von Städten ab 50.000 Einwohnern stimmen 29 Prozent zu, dass diese Maßnahme „sehr gut geeignet“ sei. Im Kernbereich der Städte sind es nur knapp 20 Prozent.
Bundesbürger fordern den Abbau von Bürokratie
Dass zu viel Bürokratie als großer Hemmschuh beim Wohnungsbau empfunden wird, zeigt vor allem die Frage nach den Genehmigungsverfahren. 84 beziehungsweise 80 Prozent der Bundesbürger sind der Meinung, dass zur Förderung des Wohnungsbaus die Genehmigungsverfahren beschleunigt beziehungsweise vereinfacht werden sollen. Besonders groß ist die Zustimmung für eine Vereinfachung der Genehmigungsverfahren mit rund 91 Prozent in der Altersgruppe von 30 bis 39 Jahren – in dieser Lebensphase steht häufig die Familiengründung an, daher ist der Bedarf für bezahlbaren Wohnraum besonders hoch; zudem dürften einige Bundesbürger in dieser Altersklasse bereits Erfahrungen mit Genehmigungsverfahren eigener Bauprojekte gemacht haben.
Mehrheit votiert für den Ausweis neuer Bauflächen in eigener Region
Mit 55 Prozent sieht über die Hälfte der Bundesbürger die Notwendigkeit, auch in der eigenen Region neue Flächen für den Bau von Wohnungen auszuweisen. Vornehmlich sollten diese Flächen jedoch im Stadtrandbereich entstehen, meinen 51 Prozent der Befragten. Nur knapp 16 Prozent könnten sich vorstellen, dass städtische Grünflächen in Bauland umgewandelt werden. Bei einer Betrachtung der Bundesländer sticht vor allem Baden-Württemberg mit einer hohen Zustimmung von 66 Prozent für den Ausweis neuer Bauflächen hervor. Hier liegt die Präferenz für neue Bauflächen im Umland sogar bei 62 Prozent. Nur 12 Prozent würden einer Umwandlung städtischer Grünflächen in Bauland zustimmen.