Wie gut beherrschen BU-Versicherer die Leistungsprüfung?
Sechs BU-Versicherer regulieren hervorragend
Mit Allianz, ERGO, Generali, HDI, Nürnberger und Zurich erreichen sechs Versicherer die Höchstbewertung FFF+ (hervorragend). Gothaer, Hannoversche und Signal Iduna regulieren sehr gut. „Unsere Erfahrung zeigt: Je häufiger ein Unternehmen am BU-Leistungspraxisrating teilnimmt, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit eines guten Abschneidens“, weiß Michael Franke. Er führt diesen Effekt hauptsächlich darauf zurück, dass die Ratings Benchmarks liefern, für Transparenz sorgen und zugleich den Blick für Verbesserungen schärfen.
Weitere Versicherer haben am Leistungspraxisrating teilgenommen, der Veröffentlichung ihrer Ergebnisse aber nicht zugestimmt. Michael Franke bedauert die Entscheidung: „Nur wenige BU-Versicherer erreichen auf Anhieb eine Top-Bewertung. Dafür braucht es Zeit und Konsequenz“, so Franke. Die Teilnahme unterstreiche aber den Anspruch, kundenorientiert und transparent zu regulieren.
Fakten und Trends in der BU-Regulierung
2022 dauerte die Leistungsprüfung mit durchschnittlich 184 Tagen etwas länger als in den Vorjahren. Der Fachkräftemangel hinterlässt Spuren. Abwerbungen durch Mitbewerber und BU-Dienstleister haben die ohnehin knappen Personalressourcen einiger Gesellschaften weiter ausgedünnt. Als Gegenmaßnahme setzen Versicherer verstärkt auf eigenen Nachwuchs – und das mit Erfolg. Aber nicht alles haben die
Gesellschaften selbst in der Hand. Auf Arztberichte und insbesondere Gutachten mussten sie 2022
noch länger warten als zuvor.
Zeitersparnis verspricht der Einsatz des Telefons anstelle von Papier. „Der Formularmarathon ist ein Auslaufmodell. Wer konsequent telefoniert und Fragen gemeinsam mit dem Kunden durchspricht, kann die Regulierung deutlich abkürzen“, weiß Christian Monke, Leiter Ratings Gesundheit und Private Risiken. Erste Gesellschaften sammelten zudem positive Erfahrungen mit Chats in geschützten Portalen.
Digitale Prozesse und künstliche Intelligenz bieten viel Potenzial für schnellere Entscheidungen. So können umfangreiche Arztberichte in Zukunft automatisch so strukturiert werden, dass Leistungsprüfer einen besseren Überblick gewinnen. Rückversicherer haben schon jetzt automatisierte Entscheidungshilfen entwickelt. Diese dienen in der Praxis als Zweitmeinung, können aber aus Sicht der befragten Versicherer erfahrene und empathische Leistungsprüfer bislang nicht ersetzen.