Die wichtigste „App“ für Ihren Kunden heißt „MAKLR“! – Ein paar Gedanken zu InsureTechs, Digitalisierung und die Angst, zum alten Eisen zu gehören…
Die wichtigste Versicherungs-App für Ihren Kunden, das sind Sie selbst! Sie kann er angehen, Sie helfen, Sie erklären, Sie berechnen, Sie sind für ihn da und genau das schätzt Ihr Kunde an Ihnen. Und genau deshalb wird er Sie auch weiterempfehlen! Das dürfen Sie nie vergessen und keinesfalls durch ein falsches Digitalisierungskonzept gefährden. Wenn Sie bzw. Ihre Firma nur noch eine Homepage oder App sind, werden Sie über kurz oder lang auch nur noch so wahrgenommen. Je weniger Mensch, je weniger Bindung, desto mehr Bereitschaft zu wechseln oder sich „abzuknipen“. Digitalisierung kann auch ganz böse nach hinten losgehen, wenn man nicht aufpasst.
Die aktuelle Digitalisierungsdebatte dreht sich natürlich nicht nur um Kunden, sondern auch um die Optimierung interner Prozesse, um betriebswirtschaftlicher zu arbeiten. Das LVRG mit seinen Auswirkungen auf Courtagehöhen hat nicht wenige Makler getroffen. Neue Geschäftsfelder als Alternativ- oder ergänzendes Einkommen bauen sich nicht über Nacht auf. Da ist es absolut nachvollziehbar, wenn man interne Abläufe prüft und geschmeidiger machen möchte.
Die Frage ist allerdings, ob Digitalisierung hier wirklich helfen können wird.
Digitalisierung lebt von der Standardisierung und Gleichschaltung. Nehmen wir den Datenaustausch zwischen Versicherer und Maklerverwaltungsprogramm als Beispiel her. Hier müssen mehr als zwei Dutzend verschiedene Softwarehäuser, mehr als hundert verschiedene Versicherer und mehr als 46.000 verschiedene Versicherungsmakler mit all ihren Anforderungen und Bedürfnissen unter einen Hut gebracht werden, damit ein digitaler Austausch klappt. Das kann nur funktionieren, wenn sehr viel Individualisierung von allen Beteiligten aufgegeben wird. Das wird für manchen schon des Prinzips wegen schwierig werden.
Erreicht man den Idealzustand tatsächlich und man muss nur noch das Verwaltungsprogramm starten, Daten und Unterlagen werden automatisch auf aktuellen Stand gebracht, muss der betriebswirtschaftliche Effekt auch erst noch realisiert werden. Ansonsten haben Sie einfach nur mehr Technik ohne Mehrwert. Die Kraft im Maklerbüro, die bisher scannte und Eingaben machte, wird nun gar nicht mehr benötigt. Was macht man mit dieser Person, die vielleicht schon seit vielen Jahren Teil des Teams ist? Einfach vor die Tür setzen? Darauf hoffen, das bislang verborgenes Vertriebspotential in ihr schlummert? Und wenn doch nicht? Will man Mensch bleiben, ist das an dieser Stelle alles gar nicht so einfach mit der Digitalisierung.
Insgesamt können wir das Fazit ziehen, dass Digitalisierung in der Gesellschaft stattfindet und zumindest auch in Teilen noch stärkeren Einzug ins Maklerbüro halten wird. Wir können ebenso feststellen, dass einzelne Bausteine für sich alleine wenig Effekt bringen. Sie brauchen eine konkrete Digitalisierungsstrategie für Ihr Unternehmen, in dem Sie festlegen, was Sie eigentlich wollen, wie sie es erreichen können und wie Sie mit den Auswirkungen umgehen wollen. Nur dann kann am Ende etwas herauskommen, was Sie und Ihr Unternehmen tatsächlich weiterbringt. Schnellschüsse aus Angst, zum alten Eisen zu gehören, bringen Sie nicht weiter. Eine Sache muss erst einmal fertig gedacht werden, bevor man sie beginnen sollte. Ohne ein fertiges Konzept können Sie nur Stückflickerei betreiben.