Anlageexperten sehen Zinswende erfolgt und rufen das Ende der Globalisierung aus – Aufzeichnung des Sauren Fondsmanager-Gipfel 2017 jetzt online
Nahezu 2.000 Gäste vor Ort sowie zahlreiche Besucher des Live-Streams im Internet verfolgten den inzwischen langjährig etablierten Sauren Fondsmanager-Gipfel beim Fonds-Kongress 2017 in Mannheim. Mit Peter E. Huber, Olgerd Eichler, Dr. Bert Flossbach und Klaus Kaldemorgen trafen sich erneut vier hochkarätige Fondsmanager zur gemeinsamen Podiumsdiskussion. Das informative Expertengespräch unter der Moderation von Dachfondsmanager Eckhard Sauren bot den Zuhörern interessante Informationen zu den Anlagemärkten und der derzeitigen Positionierung der Fondsmanager.
Peter E. Huber rechnet mit steigender Inflation und sieht die Zinswende erfolgt
Peter E. Huber eröffnete die Podiumsdiskussion mit seiner These, dass die Zinsen ein unhaltbares Niveau erreicht hatten. Mit dem jüngsten Zinsanstieg sieht er die Zinswende bereits erfolgt. Jedoch glaubt Peter E. Huber insbesondere in Europa nicht an einen schnellen Anstieg der Zinsen, da sich die Europäische Zentralbank diesem entgegen stemmen wird. Der Zinsanstieg sei dabei insbesondere darauf zurückzuführen, dass die Inflation als Thema zukünftig stärker in die Anlagemärkte zurückkehren wird, nachdem lange Zeit vor allem disinflationäre Tendenzen geherrscht haben. Insofern sieht er die Realzinsen, d.h. die Zinsen nach Abzug der Inflation, stark ins Minus gehen und erachtet inflationsgeschützte Anleihen als möglicherweise interessante Anlage in diesem Marktumfeld.
Dr. Bert Flossbach sieht aufgrund ansteigender Inflation eine Enteignung der Sparer
Dr. Bert Flossbach stimmte Peter E. Huber in weiten Teilen zu und sieht selbst auch negative Realzinsen an den Anlagemärkten. Anleger seien insofern bei einem Zinsniveau von 0% einer Enteignung durch Inflation ausgesetzt. Jedoch glaubt Dr. Bert Flossbach an weiterhin künstlich niedrig gehaltene Zinsen, da sich die Staaten aufgrund der derzeitigen Verschuldungsniveaus keine höheren Zinsen leisten können. Ein leichter Anstieg von den derzeit niedrigen Niveaus sei insofern möglich, jedoch gibt es aus Sicht von Dr. Bert Flossbach weiterhin Druck in Richtung längerfristig niedriger Zinsen.
Grundsätzlich ansteigende Zinsen sieht auch Klaus Kaldemorgen, wobei er einen stärkeren Zinsanstieg in den USA erwartet als in Europa. Jedoch würde der Zinsanstieg bewirken, dass Anleger ausgehend von den derzeit niedrigen Niveaus nicht nur kein Geld im Anleihenbereich verdienen, sondern insbesondere bei langlaufenden Anleihen sogar höhere Verluste möglich sind. Für einen Fondsmanager sieht Klaus Kaldemorgen in diesem Umfeld als einzig richtige Reaktion die vollständige Absicherung des Zinsänderungsrisikos. Dabei ist es aus seiner Sicht sogar eine Option das Zinsänderungsrisiko in einem gemischten Portfolio aus Anleihen und Aktien zu übersichern, da inzwischen beispielsweise auch Aktien teils ein Zinsänderungsrisiko aufweisen.
Olgerd Eichler sieht Aktien positiv, gibt jedoch einen vorsichtigen Ausblick für stabile Aktien
Olgerd Eichler komplettierte das Meinungsbild der vier Anlageexperten in Hinblick auf grundsätzlich ansteigende Zinsen. Er stellte jedoch heraus, dass ein gewisser erwarteter Zinsanstieg sogar gesund sei, da er ein Zeichen für das positive Wirtschaftsumfeld und einen Anstieg der Konjunktur sei. Dies sei auch positiv für die Aktienmärkte. Jedoch sieht er auch am Aktienmarkt Implikationen aus der Zinswende, welche sich teils bereits im Markt gezeigt haben. So sind aus Sicht von Olgerd Eichler die in der Vergangenheit erfolgreichen stabilen Aktien beispielsweise aus dem Konsumwertebereich in den letzten sechs Monaten unter Druck geraten, während vor allem wertorientierte Titel von den Investoren gesucht wurden. Insbesondere zyklische Unternehmen sieht Olgerd Eichler als historisch attraktiv bewertet an, während er einen nach wie vor vorsichtigen Ausblick für defensive, stabile Aktien gab, bei denen er auf aktuellen Bewertungsniveaus weniger Renditechancen für die Zukunft sieht.
Bert Flossbach gab zu bedenken, dass nach den Kursanstiegen der jüngeren Vergangenheit inzwischen auch gute zyklische Titel nicht mehr günstig zu bekommen sind und sich insofern die Bewertungsdiskrepanz zu den stabilen Aktien abgebaut habe. Eine Strategie, die darauf setzt, defensive Werte zu verkaufen und zyklische Titel zu kaufen, ist aus seiner Sicht insofern zu einfach.