Risikofaktor USA
Gewinnrezession
Turbulenzen an den Finanzmärkten könnten auch durch einen Einbruch bei den Unternehmensgewinnen ausgelöst werden. Schwache Unternehmensergebnisse weltweit haben in diesem Zusammenhang bereits für ein gewisses Maß an Druck gesorgt, jedoch gingen die Marktteilnehmer bisher von einem temporären Phänomen aus. Sollten sich keine Verbesserungen einstellen, könnten Anleger dies schnell als tiefergehende Krise bewerten. Da das Gewinnwachstum von US-Unternehmen maßgeblich dazu beiträgt, die zukünftige Richtung der Märkte zu bestimmen, lastet die Verantwortung auf dem Unternehmenssektor.
Der Rückgang der Unternehmensgewinne findet seinen Ursprung in zwei Problemfeldern. Erstens drückt der starke US-Dollar die Erträge von US-Unternehmen mit internationalem Vertrieb. Sollte er noch weiter aufwerten, würde sich dies zusätzlich deflationär auswirken. Die US-Notenbank muss daher zwangsläufig expansiver vorgehen, um die Währungsaufwertung einzudämmen. Dies würde sich positiv auf die Ergebnisse von US-Unternehmen auswirken, die Erträge im Ausland generieren. Wir gehen davon aus, dass das gegenwärtige Tempo der US-Dollar-Aufwertung nicht nachhaltig ist und sich letztendlich selbst korrigieren wird.
Der zweite Faktor, der das Gewinnwachstum beeinträchtigt, ist der Einbruch des Ölpreises, der die Erträge von US-Energiekonzernen drückt. Eine Stabilisierung des Ölpreises ist daher dringend notwendig. Bedauerlicherweise könnte es noch drei bis sechs Monate dauern, bis eine deutliche Reduzierung der Produktionsleistung stattfindet, um die derzeitige Überproduktion in den USA von ca. 1,5 Millionen Barrell pro Tag abzubauen.
Aus diesem Grund bezeichnen wir die aktuelle Krise als „Born in the USA“. Die fragwürdige Geldpolitik der USA führte zu einer Aufwertung des US-Dollar und das Überangebot von Öl aus Nordamerika beeinträchtigt den Energiemarkt. Eine Lösung kann somit nur aus den USA kommen.
Unser Standpunkt
Wir sind weiterhin der Ansicht, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis US-Dollar und Ölpreis zur dringend benötigten Stabilität zurückfinden. Diese Stabilität dürfte einerseits von der US-Notenbank Federal Reserve ausgehen, die ihre Pläne für eine geldpolitische Straffung zwangsläufig heruntersetzen muss, sowie von einem Einbruch des nordamerikanischen Ölangebots im Verlauf der kommenden Quartale. Diese Ereignisse dürften zur Stabilisierung der Volkswirtschaften, der Unternehmensrentabilität und der Anlagemärkte beitragen.
Wir behalten unsere neutrale Bewertung für Aktien bei, bekräftigen jedoch unsere klare Haltung zu Europa und betrachten die Region nach wie vor als den attraktivsten Markt für Aktienanleger.
Marino Valensise
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