Corporate-Banking-Index von Bain: Atempause für Deutschlands …

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Corporate-Banking-Index von Bain: Atempause für Deutschlands Banken

07.12.2015

- Ertrag und Profitabilität im Firmenkundengeschäft legen im ersten Halbjahr 2015 zu - Kreditvolumen steigt auf mehr als eine Billion Euro, Provisionsgeschäft entwickelt sich positiv - Kreditmargen bleiben angesichts des harten Wettbewerbs unter Druck - Verschärfte Regulierung führt zu höheren Verwaltungskosten

Die Situation im traditionell renditestarken Firmenkundengeschäft der deutschen Banken hat sich im ersten Halbjahr 2015 zumindest vorübergehend entspannt. Der Bain-Corporate-Banking-Index ist in den beiden Dimensionen Ertrag und Profitabilität im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2014 gestiegen und liegt nun wieder auf dem Niveau der ersten sechs Monate des Vorjahrs (Abb. 1). Die Banken profitierten von höheren Provisionserträgen – angesichts der Talfahrt des Euros fragten Firmenkunden unter anderem vermehrt Währungsderivate nach. Darüber hinaus wurde beim Kreditvolumen mit 1,006 Billionen Euro erstmals seit dem ersten Halbjahr 2013 die Billionengrenze geknackt. Viele Unternehmen optimieren angesichts der weiterhin niedrigen Zinsen ihre Finanzstrukturen.

Kreditmarge nahe historischen Tiefstständen
Trotz steigender Kreditnachfrage gelang es den Banken aber nicht, die Marge im Kreditgeschäft zu stabilisieren. Im Gegenteil: Sie sank noch einmal auf nunmehr 1,4 Prozent. Damit liegt sie lediglich 0,1 Prozentpunkte über den historischen Tiefstständen der Jahre 2007/2008. Der Rückgang ist nicht nur auf die niedrigen Leitzinsen der Europäischen Zentralbank zurückzuführen. „Im Corporate-Banking herrscht Verdrängungswettbewerb“, erklärt Dr. Jan-Alexander Huber, Partner bei Bain & Company. „Viele Institute senken ihre Kreditmargen, um Kunden zu gewinnen.“ Dieses Verhalten aber schwächt die Ertragsbasis für die kommenden Jahre, insbesondere wenn die gewünschten Zusatzerträge aus Cross-Selling ausbleiben. Einschneidende Sparmaßnahmen werden dadurch unausweichlich.

Im ersten Halbjahr 2015 nahmen die Verwaltungskosten erneut zu. Sie befinden sich nun mehr als 20 Prozentpunkte über dem Niveau bei Ausbruch der globalen Finanzkrise. Auch die Cost-Income-Ratio nähert sich mit 42 Prozent früheren Höchstständen. Als Kostentreiber erweist sich die verschärfte Regulierung. Um den Ansprüchen der nationalen und supranationalen Kontrolleure zu genügen, benötigen die Finanzinstitute tendenziell nicht nur mehr Personal. Erforderlich sind auch höhere Aufwendungen.

Die dennoch steigende Profitabilität im ersten Halbjahr 2015 verdanken die Banken in erster Linie ihrer unverändert moderaten Kreditrisikovorsorge. Sie lag zum dritten Mal in Folge unter oder nahe dem historischen Durchschnittswert und spiegelt die positiven Konjunkturerwartungen der Banken wider. „Doch schon ein Abflauen der Konjunktur wird die Profitabilität im Firmenkundengeschäft erneut unter Druck setzen“, warnt Corporate-Banking-Experte Huber. „Die Banken müssen ihr Firmenkundengeschäft krisenfest machen.“ Die entscheidenden Hebel dafür sind neben Kostensenkungen eine bessere Ausschöpfung des bestehenden Ertragspotenzials. Speziell der Mittelstand hat hier noch erheblichen Nachholbedarf.

Leichte Verbesserung der Eigenkapitalrendite
Ein entschlossenes Vorgehen dient auch der Stabilisierung der Eigenkapitalrendite. Diese verbesserte sich im ersten Halbjahr 2015 leicht auf 17 Prozent vor Steuern. Allerdings konnten die Banken noch vor wenigen Jahren im Firmenkundengeschäft Vorsteuer-Renditen von 20 Prozent und mehr erwirtschaften (Abb. 2). Wie ertragsstark das Corporate-Banking dennoch ist, macht ein Vergleich mit der kürzlich veröffentlichten Bain-Studie „Deutschlands Banken 2015: Die 25-Milliarden-Ergebnislücke“ deutlich. Im Durchschnitt erzielen die hiesigen Finanzinstitute derzeit eine Eigenkapitalrendite von 2,1 Prozent nach Steuern, die besten 20 Prozent schaffen 4,9 Prozent. Bain-Experte Huber betont: „Ohne Corporate-Banking sähe die Gesamtertragslage vieler Banken in Deutschland erheblich schlechter aus. Die Institute müssen daher alles daran setzen, ihre Paradedisziplin Firmenkundengeschäft zu stärken und auf die Herausforderungen der kommenden Jahre vorzubereiten.“ Dazu zählen neben dem verschärften Wettbewerb vor allem die fortschreitende Digitalisierung sowie der anhaltende regulatorische Druck.

 

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