Duzen und Gendern in der Versicherungskommunikation: Jüngere dafür, Ältere dagegen
Sirius Campus Kundenmonitor Assekuranz untersucht die Akzeptanz von Versicherungen in sozialen Netzwerken und die angemessene Gestaltung sowie Anrede
Die Assekuranz galt über viele Jahrzehnte hinweg als Bastion konservativer Umgangsformen, noch vor wenigen Jahren waren Versicherungsvertreter ohne Anzug und Krawatte kaum denkbar. Doch zuletzt bröckelt diese Fassade. Ganze Konzerne bekommen das „Du“ aus der Vorstandsetage verordnet und auch in der Kommunikation fragen sich immer mehr Versicherer, wie die richtige Kundenansprache aussieht – Duzen oder Siezen, Gendern oder Nicht-Gendern oder sogar eine Mischung aus allem? Allein über die angemessene Ansprache beider Geschlechter herrscht eine andauernde Debatte, denn gendergerechte Sprache kommt nicht bei jedem gleichermaßen gut an. Auch wenn nur 12 Prozent Gendern explizit gut finden, besteht doch insgesamt eine Mehrheit von 57 Prozent, die sich nicht am Gendern stört – demgegenüber stehen 39 Prozent, denen Gendern ein echtes Ärgernis ist. Allerdings zeigen sich in dieser Frage extreme Alterseffekte: Bei den bis 30-Jährigen sind es sogar 78 Prozent, die das Gendern grundsätzlich nicht stört, bei den über 55-Jährigen hingegen ärgert sich jeder Zweite (51%), wenn gegendert wird.
Dies sind die Ergebnisse des Schwerpunktberichts „Kommunikation - heute“ aus dem Kundenmonitor Assekuranz 2022, für den zwischen dem 1. April und dem 20. April 2022 insgesamt 2.046 Entscheider und Mitentscheider in Versicherungsangelegenheiten zwischen 18 und 69 Jahren zu ihren Einstellungen befragt wurden. Die Untersuchung wurde erstellt von der Sirius Campus GmbH in Kooperation mit der Aeiforia GmbH.
Wenn Gendern, dann richtig – nicht jede Genderform wird gleichermaßen akzeptiert
Es kommt jedoch auch darauf an, auf welche Weise letztlich gegendert wird. Dazu wurde die Akzeptanz verschiedener Formen des Genderns (u. a. Nennung beider Geschlechter, Gender-Stern, Binnen-I, Doppelpunkt, Unterstrich) untersucht. Die beliebtesten Ansprachevarianten sind demnach die Nennung beider Geschlechter, also z. B. „Versicherungsnehmer und Versicherungsnehmerinnen“ (Gesamtakzeptanz: 81%), das generische Maskulinum „Versicherungsnehmer“ (76%) sowie die geschlechtsneutrale Formulierung „Versicherungsnehmende“ (75%). Der Blick in die Details zeigt, dass die Älteren die Nennung beider Geschlechter sogar etwas häufiger positiv beurteilen als das traditionelle generische Maskulinum (28% vs. 25%) und dass die Präferenz für diese Form des Genderns unter den Älteren sogar noch etwas höher ist als in der jüngeren Generation (25%). Jüngere bevorzugen hingegen die geschlechtsneutrale Formulierung (31%). Besonders in den sozialen Netzwerken von Versicherern wird die Nennung beider Geschlechter für angemessen gehalten. Bei keiner der betrachteten Gender-Varianten liegt der Anteil der Verärgerten höher als 35 Prozent.