Talanx verzichtet auf Abwickeln von Lebensversicherungen
Interview mit „Euro am Sonntag“: Vorstandschef Herbert Haas schließt Run-off analog zu Generali und Ergo aus / Amtsverzicht spätestens im Jahr 2019
Talanx, der drittgrößte deutsche Versicherungskonzern, wird keine deutschen Lebensversicherungen in die Abwicklung geben. „Wir werden keine Bestände in die Abwicklung schicken – weder konzernintern noch extern durch Verkauf an andere“, sagte Konzernchef Herbert Haas in einem Interview mit der Wirtschaftszeitung „Euro am Sonntag“ (Ausgabe vom 30. September). Talanx habe diese Option geprüft und verworfen. Haas’ Begründungen: Erstens sehe man Altersvorsorge als Wachstumsmarkt. Zweitens würden bei solchen sogenannten Run-offs auch viele Mitarbeiter ausgegliedert. „Das bedeutet: Es gäbe eine Zweiteilung der Belegschaft in Angestellte erster und zweiter Klasse. Das wollen wir auf keinen Fall.“ Zu Talanx gehört unter anderem die HDI Lebensversicherung, die aktuell auf Platz 13 der Branche steht.
Mit seinen Äußerungen stellt sich Haas in Gegensatz zu den Branchengrößen Generali und Ergo. Generali kündigte an diesem Donnerstag an, die Generali Lebensversicherung - Nummer sechs der Branche - im ersten Quartal 2018 in Abwicklung zu geben. Ergo sucht für die Vertragsbestände von Ergo Leben - die Nummer neun firmierte früher unter Hamburg-Mannheimer und befindet sich bereits in interner Abwicklung - einen Käufer. Ein Konzernsprecher bestätigte am Dienstag einen entsprechenden Bericht der „Süddeutschen Zeitung“. Auch für die Konzerntochter Victoria Leben, die ebenfalls bereits intern abgewickelt wird, werde solch eine Lösung angestrebt.
Haas machte gegenüber „Euro am Sonntag“ erstmals Angaben zu den größten Stimmrechtsinhabern beim Mehrheitseigner von Talanx, dem HDI V.a.G. „Die fünf größten Anteilseigner liegen jeweils zwischen einem und fünf Prozent der Stimmen, sie kommen aus den Bereichen Auto, Chemie und Pharma.“ Die drei größten Anteilseigner seien DAX-Mitglieder. Talanx selbst ist im MDAX notiert. Die Firmennamen zu nennen, lehnte Haas ab. „Wir wollen das nicht exakt offenlegen, damit Außenstehende nicht zu tief in unsere Geschäftsbeziehungen blicken können.“ Der HDI V.a.G., ein Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit, hält 79 Prozent der Talanx-Anteile. Die Stimmrechte im HDI V.a.G. bemessen sich nach dem jeweiligen Prämienvolumen. Bezüglich der Expansionspläne von Talanx erklärte Haas, im Geschäft mit Industrieversicherungen in den USA seien Zukäufe vorstellbar. Er bestätigte solche Pläne für Mexiko und die Türkei.