Autocrash mit Absicht - manipulierte Unfälle schaden allen Autofahrern
Eine typische Rechts-vor-links-Situation: Die Straße ist etwas eng, und ein Einbiegen schwierig. Der von rechts kommende Fahrer gibt deshalb ein Handzeichen, um den anderen passieren zu lassen. Der fährt los - und plötzlich kracht es. Ein manipulierter Unfall? In einem solchen Fall liegt der Verdacht nahe.
Etwa jeder zehnte Verkehrsunfall in Deutschland wird manipuliert. Das schätzt der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Der vermutete Schaden in der Kfz-Versicherung, den schließlich die Versichertengemeinschaft über ihre Beiträge mitfinanzieren muss: rund 2 Milliarden Euro pro Jahr. Professionelle Betrüger gehen dabei oft gezielt vor. Sie provozieren Unfälle und nutzen die Verwirrung des Opfers durch das Ereignis aus. Und schließlich ist der Betrug im einzelnen Fall oft nur schwer nachweisbar.
Tricks und Maschen der Betrüger
Eine Methode ist, dass sich mehrere Betrüger verabreden, absichtlich mit ihren Fahrzeugen Unfälle herbeiführen und diese dann der Versicherung melden. Eine andere Methode ist es, dass Autobumser versuchen, ahnungslose Verkehrsteilnehmer in Unfälle zu verwickeln. "Besonders perfide dabei ist, dass die Betrüger auch die Gesundheit ihrer Opfer riskieren. Denn im manchen Fällen bleibt es nicht bei Blechschäden", erklärt Torsten Sauer, Leiter Produktmanagement Kraftfahrt der HDI Versicherung. Außerdem muss das Opfer als vermeindlicher Unfallverursacher den Schaden am eigenen Fahrzeug selbst zahlen oder wird in seiner Schadenfreiheitsklasse nicht nur in Haftpflicht sondern auch in Vollkasko schlechter eingestuft. Und möglicherweise droht ihm auch noch ein Bußgeld.
In den vergangenen Jahren haben sich einige typische Maschen der Betrüger herausgebildet: Methode 1: Die Betrüger nutzen zum Beispiel Fahrbahnverengungen oder Verkehrskreisel aus und provozieren einen Schaden beim Spurwechsel. Methode 2: Die Täter bremsen abrupt an einer gelben Ampel ab und verursachen so einen Auffahrunfall. Methode 3: das Beispiel von oben: Die Täter warten an einer Stelle mit Rechts-vor-links-Regelung und fahren im letzten Moment unerwartet los. "Der so in den Unfall verwickelte Autofahrer ahnt meist gar nicht, dass er in eine Falle geraten ist. Außerdem sieht er sich häufig auch Zeugen - Komplizen des Betrügers - gegenüber, die zum Unfallhergang die Version seines Unfallgegners bestätigen", weiß Auto-Experte Sauer.
Polizei rufen und Verdacht melden
Häufig wollen die Täter keine größeren Schäden verursachen. Denn bei Bagatellschäden wird oft keine Polizei gerufen und die Beteiligten tauschen nur ihre Versicherungsdaten aus. Torsten Sauer rät deshalb: "Sobald auch bei einem kleinen Unfall etwas merkwürdig erscheint, sollte man unbedingt die Polizei rufen und auf keinen Fall irgendeine Schuld zugeben." Anhaltspunkte, die aufmerken lassen sollten, nennt der GDV:
1. Unfallbeteiligte zeigen ein routiniertes Vorgehen.
2. Zeugen schalten sich ein und üben zusätzlichen Druck aus.
3. Es gibt Hinweise auf Vorschäden am anderen Fahrzeug.
4. Es gibt Hinweise auf ein zielgerichtetes Verhalten des Unfallgegners.