Nordbayerischer Versicherungstag in Nürnberg - Arbeitswelt Versicherung – Wie arbeiten wir morgen?
Der 11. Nordbayerische Versicherungstag, der am 6. Oktober in Nürnberg stattfand, beschäftigte sich mit der Frage „Arbeitswelt Versicherung – Wie arbeiten wir morgen?“. Vor rund 400 Teilnehmern wurde das Thema aus verschiedenen Perspektiven von Experten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft durchleuchtet.
Blick über den Tellerrand wagen
Einen Blick über den Tellerrand wagte Thomas Silberhorn, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, in seinem Vortrag zu Versicherungslösungen in der Entwicklungszusammenarbeit. „Durch den Klimawandel bedingte Umweltrisiken, wie Dürren oder Überschwemmungen, treffen häufig genau die Länder, die am wenigsten zur Erderwärmung beigetragen haben", so Silberhorn. Bislang seien in den weltweit hundert ärmsten Ländern lediglich drei Prozent der Bevölkerung mit Versicherungen gegen Risiken wie diese abgesichert. „Wir müssen rechtzeitig Vorsorge treffen, um zu verhindern, dass Menschen im Unglücksfall auf einen Schlag ihre gesamte Existenzgrundlage verlieren. Klimarisikoversicherungen, Agrarversicherungen und Versicherungen zur Existenzsicherung haben hier riesiges Potenzial", erklärte Silberhorn und warb dafür, das Produktportfolio der Versicherer entsprechend auszubauen.
Rasanter Veränderungsprozess in der Arbeitswelt
„Die Arbeitswelt befindet sich in einem rasanten und umfassenden Veränderungsprozess“, sagte Prof. Dr. Jutta Rump, Direktorin des Instituts für Beschäftigung und Employability. Die Digitalisierung und Industrie 4.0, die Umgestaltung von Wertschöpfungsketten und Geschäftsmodellen, die Globalisierung, der Beschleunigungs- und Komplexitätszuwachs sowie der Innovationsdruck bei gleichzeitigem Kostendruck als Wettbewerbstreiber - alle diese Entwicklungen beeinflussen heute und in Zukunft Arbeitgeber und Arbeitnehmer, erläuterte Rump. Ebenso verändere der gesellschaftliche Wertewandel, die Nachhaltigkeitsbestrebungen, die Individualisierung und Polarisierung der Arbeitsmärkte sowie der Fachkräfteengpass die Arbeitswelt. Besonders ins Gewicht fielen dabei die Knappheit des Nachwuchses, buntere Belegschaften, die Alterung der Gesellschaft und von Belegschaften sowie die Verlängerung von Lebensarbeitszeiten. Technologische und wirtschaftliche Innovationen werden, so Rump, nicht nur durch Prozess- und Strukturinnovationen begleitet. Vielmehr bedarf es auch Innovationen in der Führung und im Umgang mit Mitarbeitern, in der Gestaltung von Kooperation und Kommunikation sowie von Arbeitsplätzen und Arbeitsplatzbedingungen. Diese sozialen Innovationen seien notwendig, um die Wettbewerbsfähigkeit und Leistungsfähigkeit des Unternehmens auf einem hohen Niveau zu halten, resümierte Rump.
Auswirkungen auf Innendienst und Vertrieb
Auch der Versicherungsmarkt hat sich grundlegend verändert. Neben regulatorischen Vorgaben, der demografischen Entwicklung und der Niedrigzinsphase spielt insbesondere die Digitalisierung eine entscheidende Rolle, erklärte Dr. Armin Zitzmann, Vorstandsvorsitzender der Nürnberger Versicherungsgruppe. Die Digitalisierung sei dabei oftmals der Treiber für Innovation, sowohl bei Produkten als auch bei Prozessen. Für die Zukunftsfähigkeit von Versicherungsunternehmen ist ein in die Strategieentwicklung integriertes Innovationsmanagement von zentraler Bedeutung, sagte Zitzmann. „Ein Versicherungsunternehmen ist kein Startup und kann auch nicht so geführt werden. Aber die wertvollen, neuen Ideen und Ansätze der Startup-Unternehmen können uns helfen, schneller und kundenorientierter zu werden“, so der Vorstandsvorsitzende. Im Innendienst werde die Digitalisierung zu einer Standardisierung und Automatisierung von Prozessen führen und flexiblere Arbeitszeiten und -orte fördern. Auch im Vertrieb werde es zu Veränderungen kommen. „Ein zunehmender Teil der Kunden fordere die Möglichkeit, über sämtliche digitale Kanäle mit uns zu kommunizieren“, sagte Zitzmann. Dementsprechend werde die Kommunikation mehr und mehr digital werden. Gleichwohl besteht beim Kunden weiterhin der Wunsch nach persönlicher Beratung, gerade bei komplexeren Produkten. „Erfolgreich wird sein, wer seinen Kunden beides bieten kann“, so Zitzmann.