Die wichtigste „App“ für Ihren Kunden heißt „MAKLR“! – Ein paar Gedanken zu InsureTechs, Digitalisierung und die Angst, zum alten Eisen zu gehören…
„Eine Studie warnt vor Verdrängung durch InsureTechs“, konnte man kürzlich in einem der für die Branche wichtigen Fachmagazine lesen. Die digitalen Marktteilnehmer würden wohl die „wahrscheinlichen Gewinner“ der Versicherungsbranche werden. Auch war zu lesen, wieviel Millionen US-Dollar diese Firmen inzwischen durch Investoren eingesammelt hätten.
Vom Erfolg beim Endkunden hingegen las man nichts. Dafür, dass InsureTechs künftig die besseren Produkte liefern würden. Nun ja, Knip hat jetzt immerhin eine Unfallversicherung für Pokémon Go – Spieler im Angebot, wie man an anderer Stelle jüngst lesen konnte.
Unter den deutschen InsureTechs hat Knip mit großem Fernsehwerbungsaufwand den Rang des Marktführers errungen. Um die 350.000 Mal wurde die App inzwischen heruntergeladen. Das Internet spricht allerdings von „nur“ rund 20.000 Kunden, die Knip inzwischen hätte. Wie kann man diesen Unterschied erklären? Womöglich mochten die meisten Kunden, nachdem sie herausgefunden hatten, dass sie sich da nicht nur einen digitalen Versicherungsordner umsonst runtergeladen hatten, ihren aktuellen Versicherungsbetreuer gar nicht wechseln? Die Verweigerung erster Versicherer, Bestandsübertragungen für Knip und Co durchzuführen, weil der interne Aufwand des Hin- und kurz darauf wieder Zurückübertragens auf den Ursprungsvermittler zu hoch sei, spräche für diese These.
Insgesamt geschieht trotz des vielen Medien-Tamtams bei den Versicherungsapps offenbar aber sehr wenig. Bei unseren diesjährigen VEMAtagen im April gab es keinen einzigen anwesenden Partner, der bereits Kunden verloren hatte, und auch sonst hören wir nur von vereinzelten Fällen. Für das oft prophezeite „Ende der Finanzdienstleistung, wie wir sie kennen“, scheint dies alles etwas zu dünn.
Die ganze Situation erinnert ein wenig an die frühen 2000er Jahre, als Onlineversicherer und Vergleichsportale plötzlich sehr präsent waren. Inzwischen haben auch die Onlineversicherer bemerkt, dass man Versicherungsschutz nicht verschenken kann und die Preise sind in den meisten Bereichen auf einem Niveau angekommen, das auch normale Serviceversicherer aufrufen. Und trotz des inzwischen 15jährigen Bestehens, sind immer noch nicht alle Versicherungskunden bei Check24 gelandet. Der Untergang „des Vermittlerabendlandes“ wurde damals jedenfalls auch nicht eingeleitet.
Verstehen Sie uns bitte nicht falsch, auch die VEMA nimmt die ständige Medienpräsenz der Fin- und InsureTechs durchaus ernst. Wir möchten jedoch nicht in die selbe Panik verfallen, die wir derzeit bei Versicherern und manchen Vermittlern verspüren. Der laute Ruf nach einer App für Makler wird auch von uns nicht überhört. Stellt man aber die Frage, was so eine App können soll, haben nur wenige konkrete Vorstellungen. App - der App wegen - kann nicht der richtige Weg sein. Auch der Neukundensegen, den sich mancher von einer App erhofft, wird sich nicht automatisch einstellen können. Seien wir realistisch: Ob mit oder ohne App - Versicherungen stehen normalerweise nicht in den Top Ten, der Dinge, für die sich ein Kunde interessiert. Eine App ändert daran in der breiten Masse der Bevölkerung gar nichts. Vor allem dann nicht, wenn man seine sonstige digitale Eigendarstellung nicht auf den Bedarf des Kunden abstimmt. Eine zeitgemäße Homepage mit Informationen, die den Kunden interessieren (z. B. Informationen zu den Menschen in der Firma), Landingpages, ein Blog, etc… - es gibt so viele Möglichkeiten, den Kunden zu erreichen und Interesse bei ihm zu wecken und meistens wird so gut wie nichts angegangen. Das kostet Zeit, da braucht man Ideen, da braucht man jemanden, der gewissenhaft dahinter ist und dafür sorgt, dass nichts durch Untätigkeit versandet. Sowas braucht ein Makler nicht? Hat bisher auch alles so geklappt? Der Mensch steht im Mittelpunkt? Warum dann jetzt aber eine App?