Haben Merkel & Co. eigentlich eine …

Haben Merkel & Co. eigentlich eine VSH-Versicherung und eine Zulassung nach 34f?

01.09.2015

Zugegeben, es wird vermutlich keine Versicherer geben, die dieses Risiko übernehmen können und wollen. Da ist die Zulassung nach 34f sicher das geringste Problem. Warum werden aber eigentlich derart große Unterschiede in der Verantwortung und Haftung hingenommen?

Makler und Vermittler durchleben schon seit Jahren eine Zeit mit ständigen Veränderungen, zunehmender Bürokratisierung und immer neuen Vorschriften. Im Einfallsreichtum der Bestimmungen und Verordnungen für Makler und Vermittler sind scheinbar keine Grenzen gesetzt. Das Zauberwort dafür nennt sich „Regulierung“. Und es dient alles dem Verbraucherschutz. IHK-Zulassung, VSH-Versicherung und entsprechende Dokumentationen sind die Grundvoraussetzungen für Makler und Vermittler.

Das „Reizthema“ Haftung hilft sicher nicht nur die Schulungs(Produkt) -veranstaltungen der Versicherungsunternehmen interessant zu machen, sondern eröffnet auch Anwälten ein zunehmendes Geschäftsgebiet. Viele Anwälte betreiben schon eine regelrechte „Hetzkampagne“, insbesondere gegen Finanzanlagen-Vermittler. Es wird ein Bild erzeugt, als wenn die Vermittler tatsächlich die Finanzkriese verursacht hätten.

Der Vermittler scheint schon von Beginn an ein interessanter „Haftungsfall“ zu sein. Und es wird keine Gelegenheit ausgelassen, Vermittler „in die Schusslinie zu nehmen“. Dann gibt es noch die Versicherungsunternehmen, die sich auch ganz spezielle Dinge (z.B. über Courtagezusagen) gegen Vermittler einfallen lassen.

Nicht zu vergessen sind natürlich die Medien, für die Vermittler auch ein „gefundenes Fressen“ sind. Ein Fehler eines Versicherungsvermittlers (unter rd. 235.000 im Register eingetragenen) wiegt mehr als eine fehlerhafte Reparatur eines Autos in einer Kfz.-Werkstatt. Da sind die einzelnen Fehler eines Vermittlers oder Provisionszahlungen für die Medien doch spektakulärer. Obwohl die fehlerhafte Reparatur einer Kfz.-Werkstatt wesentlich größere Folgen haben kann.

Warum muss eigentlich ein Gebrauchtwagenhändler (der vergleichbar ja auch mehrere „Produkte“ vertreibt) nicht über eine ausgewogene Marktbeobachtung informieren und dies dokumentieren? Wenn er von dem Kauf des Kfz. „XY“ abrät und lieber das Kfz. „XYZ“ empfiehlt – weil es vielleicht 3 Airbags mehr hat -, dann kann dies unter Umständen Leben retten. Das Reisebüro muss ihre Kunden nicht über die Fluggesellschaften der gebuchten Pauschalreise aufklären. Der Kunde kann die Reise nicht einmal stornieren, wenn die Airline vom Veranstalter gewechselt wird und er Zweifel an der Fluggesellschaft hat.

Wichtig ist aber, dass der Vermittler den Kinderwagen im Hausflur dokumentiert oder der fehlende Zahn bei der BU berücksichtigt wird. Sicher überzogene und ironische Beispiele, aber die Spitze des Eisbergs mit künftigen Haftungsfällen ist sicher auch noch nicht erreicht.

Dann muss der Vermittler auch noch gegen die vom Staat unterstützten „Verbrauchertester“ ankämpfen, die sich in ihrer „haftungsfreien Hängematte“ sonnen können. Ein idealer Job, Meinungen abgeben, sich aber gleichzeitig aus jeder Verantwortung ziehen zu können. Und in der 1. Reihe Axel Kleinlein vom Bund der Versicherten, der unaufhaltbar gegen die Provisionen der Vermittler „wettert“. Klar, Axel Kleinlein macht seinen Job sicher nur aus Nächstenliebe. Ob er wohl auch eine (kostenlose) ehrenamtliche Tätigkeit beim Bund der Versicherten ausübt? Schwer vorstellbar.

Die Kritik über „test“-Urteile (wie auch beim jüngsten Astra-Fall) müsste eigentlich auch bei den Versicherern angekommen sein. Aber statt mit der Stärke gebündelter Versicherungsunternehmen gegen die gängige und haftungsfreie Verbraucherberatung im Sinne der Vermittler vorzugehen, brüsten sich Versicherer lieber weiterhin mit erworbenen „test“-Siegeln und überlassen die qualitative Auswertung der Testergebnisse und die aufwendige Aufklärung (über den Wertgehalt mancher Tests) beim Kunden den Maklern und Vermittlern.

Weshalb ist eigentlich immer von „Provisionsgier“ der Vermittler die Rede? Der Handwerker, der eine Wohnung renoviert, möchte Einnahmen erzielen, der Bäcker an der Ecke, der Autoverkäufer und auch jeder Politiker. Nur beim Vermittler scheint es etwas Anrüchiges zu sein, obwohl es vermutlich unzählige Berufe gibt, bei denen mit weniger Aufwand (und weniger Haftung) mehr verdient wird als bei einem Versicherungsvermittler.

Und die den Vermittlern „anhängenden“ Skandale wie Göker, S&K oder Infinus, haben nicht die Masse der Vermittler zu vertreten, sondern insbesondere Versicherer und Unternehmen, die diese „Auswüchse“ zugelassen haben.

Dann alle Bestimmungen, die aus Brüssel kommen. Auch da ist sicher großer Einfallsreichtum vorhanden. Vom Schreibtisch aus werden theoretische Dinge geklärt und jeder Vermittler stellt sich vermutlich die Frage, ob es in den politischen Reihen eigentlich auch Praktiker gibt, die aus eigenen Erfahrungen wissen, wie es „draußen“ beim Kunden abläuft? Brüssel ist bestimmt auch überlastet, da sie sich nicht nur um Vermittler kümmern müssen. Ein „Energiespar-Föhn“ für die Frau und auch die Überlegungen zum „EU-Einschlitz-Energiespar-Toaster“ sind wichtige Dinge, mit denen sich Brüssel beschäftigen muss.

Beratungsprotokolle, Dokumentationen, Beipackzettel, Analysen, Erstinformationen usw., alles tolle Erfindungen. Und je mehr Unterlagen bei einer Beratung zusammenkommen, umso mehr Lücken oder Angriffsmöglichkeiten finden dann den Weg zum Gericht.

Doch „Hand aufs Herz“, lesen Kunden denn tatsächlich alle Unterlagen durch? Es ist doch wie bei einem Beipackzettel für ein Medikament. Entweder hat man das Vertrauen zu seinem Arzt und nimmt das verschriebene Medikament ein oder man nimmt es nicht, weil evtl. eine Nebenwirkung eintreten könnte, die unter tausenden von Patienten schon mal eingetreten ist. Man muss also die Entscheidung treffen, ob man dem Arzt vertraut oder dem Beipackzettel.

Aber Vertrauen vermutet man in der Versicherungs- und Finanzdienstleistungsbranche nicht mehr, da scheinbar jeder Vermittler unter Generalverdacht gestellt wird, schlechte Arbeit zu leisten. Da genießen Politiker ja ein ganz anderes und grenzenloses Vertrauen.

Und wenn es um Milliarden für Griechenland geht, dann können Politiker in rasend schneller Zeit (selbst zur Sommerpause) Entscheidungen treffen, für die in diesen Größenordnungen keine Zulassungen nach 34f erforderlich sind und für die auch keine VSH-Versicherung benötigt wird. Es geht auch nicht um die Frage, ob das Rettungspaket richtig oder falsch ist? Es geht nur darum, was Politiker - ohne jede Haftung - für Entscheidungen treffen können und was sich der gleiche Personenkreis an Bestimmungen und Gesetzen für Vermittler einfallen lässt.

Die Steuergelder werden ja vergleichbar für die Steuerzahler angelegt und es handelt sich vermutlich um einen Anlagezeitraum, für den einige Generationen haften müssen. Der Makler kann durch (versehentliche) Falschberatung unter Umständen seinen Job und seine Existenz verlieren. Ein Politiker hat – unabhängig davon, ob es eine Fehlentscheidung war – sein gesichertes Einkommen. Und als Ergänzung gibt es dann noch die sehr interessante Einnahmequelle als Vortragredner. 'markt intern' Verlag GmbH berichtete bereits, dass aus den Reihen der FDP zumindest schon die Forderung nach einem Straftatbestand für Steuerverschwendung laut wird.

Weiterbildungspunkte sind auch noch ein interessantes Thema. Wie groß muss eigentlich die Anzahl der Weiterbildungspunkte in der Politik bei einem Wechsel von Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zur Bundesministerin der Verteidigung sein?

Von einer Sachkundeprüfung in der Politik allgemein mal ganz abgesehen.

Wie kann es sein, dass die BaFin als Aufsichtsbehörde beim ASTRA-Untergang fast tatenlos zusieht, die Makler von ihr völlig alleingelassen werden und die IHK zeitgleich aber die Vermittler mit der Änderung einer Ziffer in der IHK-Rufnummer beschäftigt?

Aber Vermittler scheinen alle Dinge auf sich zukommen zu lassen, ohne wenig Gegenwehr.

Wilfried E. Simon von der IGVM e.V. äußerte bereits in einem Interview mit AssCompact: „Viele Versicherungsmakler verhalten sich seit jeher so wie Tiere, die man zur Schlachtbank führt – ohne Gegenwehr.“

Das scheint die Realität zu sein. Trotzdem sind nur relativ wenige Makler und Vermittler in einem Verband vertreten. Sind die Vermittler mittlerweile müde?

Eigentlich müssten Makler und Vermittler bei Verbänden wie z.B. der IGVM e.V. oder auch dem AfW-Verband Schlange stehen.

Eine Berufsgruppe von allein rd. 235.000 Versicherungsvermittlern müsste für sich in einer Gemeinschaft mehr erreichen können. Manche politische Partein würden sich über 235.000 „Anhänger“ freuen.

Das musste mal gesagt werden…

 

Kommentare

Info@MiBB.net
9 Jahre, 1 Monat her

Klartext! Leider viel zu selten zu finden....

info@die-finanzplanerin.de
9 Jahre, 1 Monat her

Hallo Herr Schreiber,

danke für diese Zeilen. Schreiben Sie mehr zu diesem Thema. Wunderbar! Danke!

Freundliche Grüße

Margarete Krümpel

 

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