„Soziale Pflegepflichtversicherung ist nur eine Art …

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„Soziale Pflegepflichtversicherung ist nur eine Art Teilkasko“

10.08.2011

Interview mit Dr. Harald Benzing, Vorstandsmitglied der Versicherungskammer Bayern, über die Notwendigkeit, eine kapitalgedeckte Ergänzung der sozialen Pflegepflichtversicherung einzuführen.

Interview mit Dr. Harald Benzing, Vorstandsmitglied der Versicherungskammer Bayern, über die Notwendigkeit, eine kapitalgedeckte Ergänzung der sozialen Pflegepflichtversicherung einzuführen.

Herr Dr. Benzing, ist die Ergänzung der sozialen Pflegepflichtversicherung durch eine Kapitaldeckung die Lösung aller Zukunftsprobleme?
Dr. Harald Benzing: Durch die demografische Entwicklung schrumpft einerseits die Anzahl der erwerbstätigen Beitragszahler, andererseits wächst die Zahl der Leistungsbezieher – sie wuchs seit der Einführung der sozialen Pflegepflichtversicherung im Jahr 1995 von rund einer Million auf 2,2 Millionen Personen – mit weiterhin steigender Tendenz. Bis zum Jahr 2050 wird sich die Zahl der über 80-Jährigen in Deutschland verdreifachen und jeder Dritte über 80 Jahre ist ein Pflegefall. Die steigenden Ausgaben können die Pflegekassen auf Dauer nicht tragen. Vor diesem Hintergrund kommen wir an einer kapitalgedeckten Ergänzung der sozialen Pflegepflichtversicherung nicht mehr vorbei. Das sieht ja der Koalitionsvertrag vom Oktober 2009 auch vor. Im Übrigen gibt es in anderen sozialen Sicherungssystemen wie der Renten- und Krankenversicherung schon heute eine „Mischfinanzierung“ von Umlagefinanzierung und Kapitaldeckung. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir auch in der Pflegeversicherung mit einem solchen System für die Zukunft gut gerüstet sind.

Dagegen lehnt die SPD-Bundestagsfraktion in ihrem jüngsten Entwurf zur Reform der Pflegeversicherung eine kapitalgedeckte private Pflegeergänzungsversicherung für jeden Bürger ab. Wie erklären Sie sich das?
Benzing: Die SPD will mit einer milliardenschweren Pflegereform schwerpunktmäßig die Leistungen stark verbessern. Gegen Leistungsverbesserungen ist natürlich nichts einzuwenden. Allerdings berücksichtigt der aktuelle Entwurf in keinster Weise die Herausforderungen des demografischen Wandels. Die SPD ignoriert schlichtweg die Probleme der Umlagefinanzierung: Die Kosten werden auf kommende Generationen verlagert – das Gegenteil einer nachhaltigen Politik. An einer kapitalgedeckten Pflegeergänzung führt kein Weg vorbei.

Welche Vorteile versprechen Sie sich von einer Kapitaldeckung?
Benzing: Durch eine Kapitaldeckung wird zumindest ein Teil der Aufwendungen, der momentan in der sozialen Pflegepflichtversicherung durch das reine Umlageverfahren auf künftige Generationen abgewälzt wird, von jener Generation finanziert, die später auch die Leistungen in Anspruch nehmen wird. Nur so kann die immer größer werdende Finanzierungslücke der sozialen Pflegepflichtversicherung geschlossen werden. Allerdings betone ich ausdrücklich, dass sie auch dann nur eine Teilkaskoversicherung bleibt. Ein großer Teil der Pflegekos ten wird nach wie vor nicht abgedeckt. Diese Lücke schließt nur eine private Pflegezusatzversicherung!

Wie soll eine kapitalgedeckte Pflegeergänzung nach Ihrer Vorstellung ausgestaltet sein?
Benzing: Entscheidend ist, dass der Kapitalstock auf jeden Fall außerhalb des staatlichen Einflussbereiches angelegt wird. Denn ein Kapitalsammeltopf unter staatlichem Einfluss ist der Gefahr ausgesetzt, dass der Staat darauf zugreift und die für die Pflege vorgesehenen Mittel anderweitig eingesetzt würden. Die privaten Krankenversicherer können eine solche Zusatzversicherung fern von staatlichem Einfluss aufbauen. Mit unserer 25-jährigen Erfahrung in der Kalkulation des Pflegerisikos und in der krisensicheren Anlage der kapitalgedeckten Rückstellungen haben wir bewiesen, dass diese Absicherung bei uns in guten Händen ist.

Wie geht es weiter mit der Pflegereform?
Benzing: Die Pflegereform soll im kommenden Jahr in Kraft treten. Das Bundes-Gesundheitsministerium wird spätestens September 2011 die Eckpunkte der Pflegereform vorstellen. Wichtig ist, dass die Einführung eines kapitalgedeckten Elements bald beginnt, denn noch ist der Kapitalaufbau zu relativ niedrigen Beiträgen möglich.

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Foto: Dr. Harald Benzing



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Über die Versicherungskammer Bayern

Der Konzern Versicherungskammer Bayern ist bundesweit der größte öffentliche Versicherer und unter den Top Ten der Erstversicherer. Im Geschäftsjahr 2010 erzielte er Beitragseinnahmen von 7,07 Mrd. Euro. Mit seinen regional tätigen Gesellschaften ist das Unternehmen in Bayern, der Pfalz, im Saarland sowie in Berlin und Brandenburg tätig; im Krankenversicherungsgeschäft zusammen mit den anderen öffentlichen Versicherern bundesweit. Der Konzern ist mit dem Zertifikat „Beruf und Familie“ als familienfreundliches Unternehmen ausgezeichnet und beschäftigt rund 6.500 Mitarbeiter.

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