Bedeutung von Gesundheitskompetenz für die Gesellschaft
Beim 9. Symposium der SDK-Stiftung haben renommierte Experten unter dem Titel „Gesundheit – Zwischen Missachtung und Fitnesswahn“ die Bedeutung von Gesundheitskompetenz und deren Einfluss auf unser Gesundheitssystem diskutiert.
Am 25. Januar 2018 fand in Stuttgart/Vaihingen im Tagungshotel campus.guest das 9. Symposium der SDK-Stiftung statt. Einmal jährlich treffen sich Fachleute der Gesundheitsbranche beim SDK-Symposium zum Gedankenaustausch. Dieses Mal lautete das brisante Thema: „Gesundheit – Zwischen Missachtung und Fitnesswahn“.
„Gesundheit ist einerseits ein Megatrend. Andererseits war die Gesundheitskompetenz unserer Großeltern besser ausgeprägt als die der aktuellen Gesellschaft und das, obwohl uns heutzutage viel mehr Informationen zur Verfügung stehen“, stellte Benno Schmeing, Produktvorstand bei der SDK und Kuratoriumsvorsitzender der SDK-Stiftung bei seiner Begrüßungsrede vor den rund 100 Gästen fest. „Wir verlassen uns voll und ganz auf die Ärzte. Dabei kommt allerdings das Thema Prävention oft zu kurz. Wir als SDK wollen daher helfen, die Gesundheitsversorgung effizienter und besser zu machen. Durch Förderung von Gesundheitskompetenz und gezieltes Gesundheitsmanagement.“
Prof. Dr. Bernd Brüggenjürgen, Leiter des SDK-Stiftungslehrstuhls für Gesundheitsökonomie an der Steinbeis-Hochschule Berlin, erläuterte, welche Faktoren Einfluss auf unsere Gesundheit haben und wie wir sie am besten erhalten können. „Unser Gesundheitspotenzial ist nur dann voll erreichbar, wenn auf die gesundheitsrelevanten Faktoren, die jeder selbst beeinflussen kann, auch tatsächlich Einfluss genommen wird“, so Brüggenjürgen.
Prof. Dr. Jürgen M. Pelikan vom Institut für Soziologie an der Universität Wien ging in seinem Vortrag darauf ein, was sich hinter dem Wort „Gesundheitskompetenz“ genau verbirgt und dass sich das Wissen, die Motivation sowie die Fähigkeiten jedes Einzelnen auf die individuelle Gesundheitskompetenz auswirken. Er betrachtete auch den Einfluss situativer Anforderungen. Teil seines Vortrags waren auch Erkenntnisse über die Ausprägung von Gesundheitskompetenz in bestimmten demografischen Gruppen und im Ländervergleich. Zentrale Erkenntnis hierbei war, dass limitierte Gesundheitskompetenz nicht unbedingt ein Problem von Minderheiten ist, sondern von großen Gruppen der Bevölkerung.
„Fitness- und Körperkult liegen in der Hand von jedem selbst und locken als Lebensstile sowohl mit Identitätsbildung als auch als Orientierungsschema in einer sich permanent verändernden Welt“, so die Fitnessexpertin Dr. Antje Dresen, Abteilungsleiterin der Medizinsoziologie an der Universität Köln, die über Fitness- und Körperkult im gesellschaftlichen Kontext sprach.
Dipl.-Psych. Thomas Altgeld von der Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen e.V. veranschaulichte das Schwerpunktthema die geschlechtergerechte Gestaltung von Gesundheitsförderung und Prävention. Aufwändige Präventionskampagnen erreichen fast nur die Zielgruppe mit besseren Gesundheitschancen ohne jedoch die Rahmenbedingungen ändern zu wollen.