Kostenlose Bestattungen für alle
Eine kostenlose Bestattung für alle Bürger wäre ein Zeichen für Solidarität über den Tod hinaus und könnte die Zukunft der Friedhöfe sichern. Beispiele aus dem Ausland und aus Deutschland selbst zeigen, dass es sich bei der Idee um mehr als eine Utopie handelt. Größter Stolperstein ist jedoch die Frage der Finanzierung.
Auf den ersten Blick klingt es nach einem Traum: Jeder verstorbene Bundesbürger wird kostenlos bestattet, es zahlt die Solidargemeinschaft. Keiner müsste sich mehr wegen hoher Bestattungskosten sorgen. Darüber hinaus könnte der Erhalt der Friedhöfe, die derzeit unter schwindendem Zuspruch leiden, durch Gratisgräber gesichert werden. Dem entgegen steht, dass viele Menschen höhere Belastungen zur Finanzierung der Bestattung aller kaum akzeptierten. Auch die rechtlichen Hürden wären hoch.
Dennoch hat Aeternitas e.V., die Verbraucherinitiative Bestattungskultur, das Thema in den Mittelpunkt einer gerade veröffentlichten Aufsatzsammlung gerückt. Darin werden kulturgeschichtliche, juristische, ökonomische und praktische Aspekte einer von der Gemeinschaft finanzierten Bestattung untersucht. Passend dazu veranstaltete die Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal (AFD) Mitte Oktober in Kassel die Tagung „Die unentgeltliche Bestattung“. Der Verband der Friedhofsverwalter Deutschlands forderte sogar bereits im Jahr 2013 die kostenfreie Bestattung für alle.
Der Aeternitas-Vorsitzende Christoph Keldenich verweist mit Blick auf die Friedhöfe auf andere Einrichtungen, die Bürger kostenlos oder gegen ein nur geringes Entgelt nutzen können: Parks, Sportstätten oder Kulturangebote. Er sieht die Schwierigkeiten der Finanzierung, verteidigt aber die Idee der kostenlosen Bestattung für alle: „Eine Gesellschaft muss sich fragen, was ihr ihre Toten wert sind und ob Solidarität mit dem Tod endet.“ Darüber hinaus könnte zumindest das angesprochene Gratisgrab Friedhöfe attraktiver machen und wieder verstärkt in das Bewusstsein rücken. Dass zahlreiche Menschen sich dann für mehr als das Basisangebot entscheiden würden, wäre zu erwarten. Bei allen berechtigten Vorbehalten fordert Keldenich Kommunen zu mutigen Experimenten auf: „Vorreiter sind gesucht!“
Mit dem Blick in die Schweiz besteht die Idee den Realitätscheck. In Städten wie Zürich, Genf, Basel oder Bern und verschiedenen Kantonen steht jedem Bürger eine kostenlose Bestattung zu. Trotz Unterschieden im Detail sind notwendige Dienstleistungen, Sarg und Grabstelle stets enthalten. Jedem Bürger steht es darüber hinaus frei, auf eigene Kosten mehr als das Standardpaket in Auftrag zu geben.
Aber auch für viele Deutsche war bzw. ist die kostenlose oder zumindest bezuschusste Bestattung Realität. Bis zum Jahr 2003 zahlten die gesetzlichen Krankenkassen Hinterbliebenen ein Sterbegeld in Höhe von 525 Euro. Diese Leistung wurde über die Jahre schrittweise zusammengestrichen, in den 1980er Jahren betrug die Summe noch 4.200 Mark. Doch auch heute noch fließt in Deutschland Sterbegeld, staatlich finanziert: Beim Tod von Beamten, Soldaten und Kriegsversehrten. Die Gemeinschaft finanziert darüber hinaus Ehrengräber ebenso wie die Bestattung von Mittellosen und sozial Schwachen (Sozialbestattung) – zumindest anteilsweise. Auch manche Tarifverträge im öffentlichen Dienst sehen Sterbegeldleistungen vor, genauso wie die gesetzliche Unfallversicherung bei einem Todesfall im Zusammenhang mit der Berufstätigkeit. Dass darüber hinaus nur wenige Friedhöfe kostendeckend über Gebühren finanziert werden, sondern die meisten subventioniert werden müssen, zeigt: Auch hier bezahlt die Gemeinschaft bereits für Ihre Toten.
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