Gezielte Entwicklung statt Investitionen ins Blaue - TME Institut empfiehlt auch FinTechs den Aufbau eines Key-Performance-Indicator-Systems
Meist fängt alles mit einer tollen Idee an: FinTechs, die Start-ups der Finanzdienstleistungen, mischen derzeit die Bankenbranche auf, zwingen etablierte Geldinstitute zum Reagieren und bieten Kunden zahlreiche Mehrwerte.
Bei aller Konzentration auf das Geschäftsmodell sollten sie allerdings nicht versäumen, ihre Entwicklung mit harten Zahlen zu kontrollieren, sagt Stephan Paxmann vom TME Institut. „Wir empfehlen ein System von Key Performance Indicator (KPI), mit dem sich das bisher Erreichte messen und Handlungsbedarf frühzeitig erkennen lässt.“
Die Zahl der Kunden, der Umsatz, der Gewinn – das seien nicht die einzigen und oft nicht die entscheidenden Kennzahlen, wenn es um die Bewertung des Geschäftserfolgs geht, so Paxmann. Wer dagegen ein KPI-System habe, der könne die in der Regel knappen Mittel so effizient wie möglich einsetzen und er besitze damit eine belastbare Grundlage für anstehende Entscheidungen. Eine Integration der KPI-Messung in die Geschäftsprozesse schone das Budget und spare Zeit – und die gewonnenen Informationen werden sowohl vom Management als auch von Investoren, Kreditgebern und anderen Stakeholdern benötigt, wobei jede dieser Gruppen ihre eigenen Ansprüche hat.
Das Gute an KPI: Sie zeigen nicht nur an, wie es dem Unternehmen aktuell geht, sondern können auch dabei helfen, die mittel- bis langfristige Strategie zu beurteilen. Damit sie dies tatsächlich leisten, müssen sie allerdings sorgfältig ausgewählt werden, um eine Fehlsteuerung zu vermeiden. „Je nach Banking-Geschäftsfeld des FinTechs stehen verschiedene KPI im Fokus“, betont Stefan Roßbach vom TME Institut. Als Beispiel nennt er das Feld Bezahlen, für das unter anderem der Indikator Potenzial der teilnehmenden Händler relevant sei. Doch selbst die intelligenteste Auswahl der KPI sei erst die halbe Miete. „Nötig ist die Zusammenführung in einem konsistenten Kennzahlensystem wie etwa der Balanced Scorecard.“
Paxmann und Roßbach heben zudem die Bedeutung der vertikalen Sichtweise hervor: Wo sind die Quellen des Geschäftserfolgs? Was genau verursacht vor allem die Kosten? Um das zu beantworten, werden die KPI auf aussagekräftige und steuerbare Detailkennzahlen heruntergebrochen, die man in Form von Werttreiberbäumen darstellt. Optimal umgesetzt, erhält das Unternehmen auf diese Weise eine anschauliche Darstellung der Zusammenhänge von den Unternehmenszielen bis hinunter zu den operativen Tätigkeiten – und dies in einem einzigen zusammenhängenden System.
Rahmenbedingungen für den Aufbau eines KPI-Systems
Um nun ein KPI-System erfolgreich zu implementieren, sind bestimmte Rahmenbedingungen zu erfüllen, wobei für FinTechs teilweise Besonderheiten gelten. Zu nennen ist da zuerst einmal die Steuerungswirksamkeit: Im Idealfall rücken Erfolgsfaktoren besser ins Blickfeld und Management sowie Mitarbeiter erkennen, wo sie eine gute Leistung erbringen und wo Verbesserungspotenzial besteht. Bei FinTechs sind vor allem in der Aufbauphase KPI wichtig, die sich auf den Erfolg bei der Kundengewinnung beziehen sowie solche, die den bereits erreichten Wert der Kundenbeziehung beziffern. Im Hinblick auf die Anzahl der zu ermittelnden KPI sollten insbesondere FinTechs das Motto „weniger ist mehr“ beherzigen, sagt Paxmann. Weil die Ressourcen knapp seien, ließen sich nämlich zu ambitionierte Konzepte in der Praxis nicht durchhalten. Die schnelle Greifbarkeit der Daten sei daher einer vollständigen Abdeckung aller Dimensionen vorzuziehen.