Deutscher Mittelstand: Europas Motor treibt Renditen an
Der Mittelstand ist nicht nur das Rückgrat der deutschen Wirtschaft, sondern auch der Performance-Treiber im Aktiendepot. Langfristig haben sich Aktien mittelgroßer Unternehmen besser entwickelt als die der großen deutschen Konzerne – und waren dabei insbesondere in jüngster Zeit weniger volatil.
Hohe Innovationskraft und Anpassungsfähigkeit sollten auch in Zukunft für eine gute Entwicklung des deutschen Mittelstands sorgen, meint Ingo Koczwara, Fondsmanager des Berenberg-1590-Aktien-Mittelstand Fonds (ISIN: DE000A14XN59).
In Deutschland war mit börsennotierten mittelständischen Unternehmen in den vergangenen zehn Jahren für Aktionäre mehr Geld zu verdienen als mit den großen Konzernen. Der M-Dax entwickelte sich deutlich besser als der Dax. Der Dax enthält die 30 größten deutschen Konzerne, der M-Dax 50 deutsche Mittelstands-Aktien. „In sieben von zehn Börsenjahren lag der M-Dax vorn“, sagt Ingo Koczwara.
Die gute Performance hat ein zusätzliches Plus: Sie geht nicht unbedingt mit einem erhöhten Risiko einher. „Viele Anleger denken, kleine Unternehmen sind volatiler als große, und halten sich von ihnen fern. Das Gegenteil ist jedoch der Fall: Die Kurse der großen Unternehmen schwanken oft stärker“, erklärt Koczwara. Das habe sich gerade in den vergangenen Monaten wieder gezeigt. Die Dax-Konzerne sind die Spielbälle der großen Investoren, und ihre Kursentwicklung wurde vor allem von politischen und makroökonomischen Themen bestimmt, wie die Sorgen um Chinas Wachstum oder politische Unsicherheiten in Europa. Zudem nutzen institutionelle Investoren Futures auf den Index, um ihr Aktienmarktrisiko abzusichern, was die Kursentwicklung beschleunigt.
Weltmarktführer mit Fokus auf eine Marktnische
Einen solchen technischen Effekt gibt es für Unternehmen aus der zweiten Reihe nicht. Auch sind sie weniger anfällig für globale Unsicherheitsfaktoren. Kleine und mittelgroße Unternehmen spezialisieren sich vielmehr auf ein Produkt oder eine Marktnische, und ihre Kurse werden von deren Erfolg beeinflusst. So entsteht ein strukturelles Wachstum über Jahre hinweg, was zu einer geringeren Volatilität führt.
Im Gegensatz zu den Großkonzernen erzielen viele Mittelständler einen erheblichen Teil ihrer Umsätze in Deutschland. Daher bieten sie Investoren die Möglichkeit, von der guten Entwicklung der deutschen Wirtschaft zu profitieren, die seit Jahren der Motor in Europa ist. „Die Lage ist besser als die Stimmung. Die deutsche Wirtschaft wächst. Viele Unternehmen in unserem Fonds weisen ein zweistelliges Gewinnwachstum auf“, so Koczwara.
Die Entwicklung der Weltkonjunktur spielt zwar auch eine Rolle für die Unternehmen. Die attraktiven Firmen allerdings setzen auf strukturelle Wachstums-trends. Ein Beispiel ist die fortschreitende Technologisierung, die den Bedarf an Halbleitern weiter steigern wird. Als Weltmarktführer für wichtige Halbleiterkomponenten ist man für dieses Wachstum gut positioniert. Ein weiteres Beispiel ist das Zukunftsthema E-Commerce. Koczwara: „In Deutschland gibt es viele Unternehmen, die die Logistikkette bedienen und sich den damit verbundenen Herausforderungen erfolgreich stellen.“
Hohe Innovationskraft und wachsendes Interesse aus China
Auch für die Zukunft sieht der Fondsmanager beste Chancen für mittelständische Unternehmen. „Es ist ein Irrglaube, dass die deutsche Wirtschaft die Digitalisierung verschlafen habe“, sagt er. So gebe es viele Unternehmen, die im Bereich Internet oder Software-Entwicklung tätig und weltweit führend sind. Neuartige Produktionsprozesse, wie der 3D-Druck, sind eine weitere Stärke. Der deutsche Mittelstand war in der Vergangenheit sehr innovativ, und Koczwara sieht keinen Grund, warum er dies nicht weiterhin sein sollte. Man muss sehr schnell laufen, um da zu bleiben, wo man ist, heißt es bei „Alice im Wunderland“. Dieses Motto habe der deutsche Mittelstand gut verinnerlicht, meint der Nebenwerte-Experte.
Auftrieb für die Aktienkurse liefern auch immer wieder Übernahmefantasien. „Die Nebenwerteindizes S-Dax, M-Dax und Tec-Dax gelten als eine Art Durchlauferhitzer. Entweder wachsen die Firmen aus eigener Kraft und steigen in den Dax auf, oder sie werden aufgekauft. In letzter Zeit zeigen sich viele Asiaten, vor allem aus China, an deutscher Technologie interessiert“, berichtet Koczwara.