Bafög-Erhöhung schließt Finanzierungslücke nur teilweise
Erstmals seit sechs Jahren wird das Bafög angehoben. Zum kommenden Wintersemester 2016/2017 steigen die Bedarfssätze und Elternfreibeträge um jeweils 7 %. Inklusive der höheren Bafög-Wohnpauschale erhalten Studenten, die nicht bei den Eltern wohnen, sogar um 9,7 % mehr staatliche Förderung. Für die Studenten ist es eine gute Nachricht. Doch die staatliche Förderung bleibt in vielen Fällen unzureichend und ist an hohe Hürden gebunden. Private Förderinitiativen können diese Bedarfslücke schließen.
„Wir begrüßen die Bafög-Erhöhung. Trotzdem wird die staatliche Förderung in den meisten Fällen nicht ausreichen, um steigende Mieten und vor allem die am Arbeitsmarkt gefragten Auslandsaufenthalte zu finanzieren. Zudem bleiben die Anforderungen für die Förderberechtigung hoch – zu hoch für viele Studenten. Von staatlicher Studienfinanzierung und Bafög profitieren nach wie vor zu wenige“, sagt Ulf Becker, Vorstandsmitglied der Deutschen Bildung AG.
Im Jahresdurchschnitt erhalten 425.000 Studenten Bafög. Durch die zum Beginn des kommenden Wintersemesters wirksamen Anpassungen könnte die Zahl der Bafög-Empfänger um 110.000 beziehungsweise 11,3 % steigen. Damit könnte allerdings immer noch nur etwa jeder Fünfte der rund 2,7 Millionen Studenten in Deutschland in den Genuss der staatlichen Förderung kommen. Im Durchschnitt sind das bisher 448 Euro pro Monat, wobei die monatlichen Lebenshaltungskosten der Studenten bei durchschnittlich 794 Euro liegen. Diese Kosten wird auch der neue Bafög-Höchstsatz von 735 Euro nicht decken. Einer der Haupttreiber bei den Lebenshaltungskosten sind die Mieten. Während die Zahl der Studenten seit 2007 um 40 % zugenommen hat, sind im gleichen Zeitraum nur 5 % mehr Wohnheimplätze entstanden.
Insgesamt brauchen die etwa 2,7 Millionen Studenten in Deutschland etwa 2 Milliarden Euro pro Monat, um ihr Studium zu finanzieren. Davon deckt das Bafög lediglich knapp 290 Millionen Euro ab – also gerade einmal 14,5 % der für das Studium anfallenden Kosten. „Für die meisten Studenten gilt daher auch nach der Bafög-Erhöhung: zu arm zum Studieren und zu reich für Bafög“, stellt Becker fest.
„Die Bafög-Erhöhung ist ein wichtiges politisches Signal, weil sie zeigt, dass Investitionen in Bildung gesellschaftlich erwünscht sind. Nachweislich haben Hochqualifizierte deutlich bessere Berufschancen und Verdienstmöglichkeiten. Doch nicht nur für die Studenten ist das Studium eine lohnende Investition, sondern auch für Anleger, die in akademische Bildung investieren“, betont Becker.