Ansichtssache: Keine Gründe für Depressionen
Die Stimmung an den Finanzmärkten ist derzeit hochgradig depressiv. Dafür gibt es mehrere Gründe: die missglückte Kommunikation der EZB vor der Sitzung vom 3. Dezember 2015, die Turbulenzen an den chinesischen Finanzmärkten und der starke Ölpreisverfall. Aber sind das wirklich gute Gründe, um in eine bedrückte Stimmung zu verfallen?
Eindeutig nein! Unser Makroausblick ist weder pessimistisch noch depressiv. Für das 1. Halbjahr bleiben wir sogar zuversichtlich, dass der globale Konjunkturzyklus nach seinem jüngsten Hänger wieder nach oben drehen und damit eine bessere Grundstimmung der Anleger schaffen kann. Maßgeblich dafür ist unsere Erwartung einer anziehenden US-Konjunktur sowie einer Stabilisierung in China und die im März anstehende Aufstockung der monatlichen QE-Dosis durch die EZB.
Die eigentliche Herausforderung für das Kapitalmarktjahr 2016 lauert im Sommer oder im Herbst, wenn die Auftriebskräfte erneut zu schwinden beginnen, wie unsere weit in die Zukunft blickenden Konjunkturbarometer schon jetzt anzeigen. Dann dürfte die nächste Verunsicherungswelle über die Finanzmärkte hereinbrechen und die EZB sich neuen Forderungen ausgesetzt sehen, die geldpolitische Dosis ein weiteres Mal zu erhöhen. Bis dahin können Anleger jedoch erstmal vorsichtig gelassen bleiben, weil die Konjunktur zumindest in den wichtigen Anlageregionen Eurozone, USA, China sowie in der Schweiz noch keinen Grund zur Sorge gibt.
So gehen wir davon aus, dass die Aktienmärkte im 1. Quartal eine technische Bodenbildung vollziehen, die im 2. Quartal in eine fundamental gestützte Aufwärtsbewegung übergeht. In den Sommermonaten könnten die meisten Indices sogar neue Jahreshöchststände erreichen. Regional sehen wir nach wie vor in Europa das beste Chance-Risiko-Verhältnis. Die solide Binnenkonjunktur und die Aussicht auf einen Zwischenspurt der Exportwirtschaft sprechen für eine anhaltend gute Gewinndynamik der Unternehmen. Der DAX könnte am Ende des 1. Halbjahrs 2016 neue historische Höchststände erreichen, der Eurostoxx50 sowie der SMI dürften zumindest zyklische Highs anpeilen. Die US-Indices sollten sich 2016 wieder besser entwickeln und zumindest auf dem Niveau der anderen wichtigen Aktienmärkte abschneiden. Demgegenüber halten wir uns bei den Schwellenländerbörsen nach wie vor zurück. Die überwiegend schwachen konjunkturellen Frühindikatoren sowie die starken Kapitalabflüsse aus den Emerging Markets sind Warnsignale, die gegen eine schnelle Wende zum Besseren sprechen.
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