Deutsche verschmähen Aktien

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Deutsche verschmähen Aktien

06.03.2014

Aktuelle Zahlen des Deutschen Aktieninstitutes (DAI) zeigen sinkende Aktienquoten – Vertrauensverlust durch Fehler in der Produktpolitik und Beratung – Vermögensverwaltende Fonds als Schlüssel für die Zukunft.

Aktuelle Zahlen des Deutschen Aktieninstitutes (DAI) zeigen sinkende Aktienquoten – Vertrauensverlust durch Fehler in der Produktpolitik und Beratung – Vermögensverwaltende Fonds als Schlüssel für die Zukunft

Deutschland bleibt beim Aktienbesitz ein Entwicklungsland. Nach einem Bericht des "Handelsblattes" zu den aktuellen Zahlen des Deutschen Aktieninstitutes (DAI) aus dem Jahr 2013 besitzen nur noch 13,8 Prozent der Bundesbürger Aktien oder Aktienfonds. Dies entspricht etwa 8,9 Millionen Menschen. Die heimischen Privatanleger investieren damit deutlich weniger als die Bürger anderer Länder in das Produktivkapital ihrer Volkswirtschaft. Während in den USA mehr als die Hälfte der Bürger Aktien besitzt, ist auch in europäischen Nationen wie Norwegen, Schweden oder Finnland der Prozentsatz der direkten Aktionäre doppelt so hoch wie in Deutschland. Obwohl der deutsche Aktienindex Dax 2013 gegenüber dem Vorjahr um 25 Prozent gestiegen ist, zählten die Statistiken des DAI 600.000 Aktionäre weniger.

Die neuen Daten dokumentieren eine beunruhigende Entwicklung. Denn ohne Aktien verzichten Anleger auf langfristige Renditen über der Inflationsrate. Zudem kommt es bei einer ausgewogenen Anlagestrategie immer auf eine Streuung über verschiedene Anlageklassen an. Aktien sind als Substanzwerte seit jeher ein wichtiger Baustein für den Vermögensaufbau und die Altersvorsorge, da sie besonders im langfristigen Vergleich ihre Renditevorteile wirkungsvoll ausspielen können. Einen Grund für die Zurückhaltung sieht das DAI zum einen in der mangelnden Grundbildung der Deutschen zu Finanzthemen, zum anderen in der steuerlichen Benachteiligung von Aktien gegenüber Anleihen. Während Aktienerträge im Unternehmen und beim Anleger besteuert werden, kommt bei Anleihen die Kapitalertragssteuer nur auf der Anlegerebene zum Tragen. Darüber hinaus sind auch die Haftungsrisiken in der Beratung aufgrund der strengeren Risikoaufklärung und Beratungsdokumentation gestiegen. Dies veranlasst nicht nur Banken und Sparkassen, sondern auch unabhängige Finanzberater, sich in diesem Beratungssegment zurückzuhalten. Nach Ansicht des "Handelsblattes" sind die schlechten Erfahrungen der Anleger in Deutschland, die diese mit Aktien gemacht haben, der Grund für die fehlende Aktienkultur. So hat seit 2001 die Zahl der Aktionäre um ganze 30 Prozent abgenommen. Dabei fällt auf, dass insbesondere jüngere Menschen im Alter von unter 40 Jahren so gut wie kein Interesse an Aktien zeigen. Die junge Generation spart lieber mit Festzinsprodukten, obwohl gerade sie für die Langfristanlage Aktie prädestiniert sind.

Kommentar: Wenn die Finanzindustrie immer wieder die mangelnde Aktienkultur und fehlende Grundbildung der Deutschen in Finanzangelegenheiten als Gründe für die Aktienabstinenz anführt, macht sie es sich zu einfach. Im Jahr 2000 befand sich die Zahl der Aktienbesitzer hierzulande auf einem historischen Höchststand, bis mit dem Platzen der Internetblase und zahlreichen Totalverlusten am Aktienmarkt Ernüchterung eintrat. Die immer noch nicht bewältigte Finanzkrise und ihre Folgen bestätigte die kritische Einstellung der Anleger zu Aktien. Seither ist es der Branche nicht mehr gelungen, das Vertrauen der Anleger zurückzugewinnen. Dies liegt weniger an den volatilen Märkten, sondern an einer unzureichenden Anlageberatung und einer Produktpolitik, die etwa in der Fondsbranche auf neue Trendprodukte setzte, um den Nettoabsatz kurzfristig anzukurbeln. Die daraus resultierenden zyklischen Anlagen bescherten den noch verbliebenen Anlegern weitere Verluste, die auch die so genannten Absolute-Return-Produkte nicht ausgleichen konnten. Zudem sind ein Großteil der Aktienfonds in ihrer Anlagepolitik bis heute wenig flexibel und kleben an ihren Benchmarks. Die Gattung der vermögensverwaltenden Fonds mit festen Renditezielen kam zu spät, um den gefestigten Vertrauensverlust auszugleichen. Sie sind jedoch der Schlüssel für die Zukunft.

Die Zahlen sollten allen Akteuren Anlass zum Nachdenken geben. Anstatt sich mit der Situation einseitig abzufinden, sollte die Aufklärungsarbeit zu Finanzthemen verstärkt werden und schon in der Schule beginnen. Die Konsequenz wären mündige Anleger, die mitentscheiden, was für sie gut ist. Besser informierte Kunden mögen zunächst einmal unbequem sein, da man ihnen nicht alles verkaufen und sie in ihrer Skepsis mit zweifelhaften Produkten abholen kann. Damit sind keine Investmentfonds gemeint, sondern solche Geldanlagen, die mit windigen Stories und überhöhten Renditezusagen werben, schließlich zu einem Fall für den Staatsanwalt werden und damit für weitere Unsicherheit sorgen. Andere Länder machen es besser: Aktien werden dort im Produktmix für die Altersvorsorge traditionell fest eingebaut. Auch hierzulande kann auf die Dividendentitel nicht verzichtet werden, um das anhaltend niedrige Zinsniveau und die die sinkenden Renditen aus der klassischen Lebensversicherung auszugleichen. Bei diesem Thema ist es wie überall in der Finanzberatung: Wer seine Kunden langfristig halten und Vertrauen zurückgewinnen will, muss neue Wege gehen und dabei auch gegen den Strom schwimmen können.



Michael Sylvester

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