Kontroverse Diskussion zur Zukunft des Euros beim FONDS professionell Kongress in Wien
Ein absolutes Highlight des diesjährigen FONDS professionell Kongress in Wien war die kontrovers geführte Expertenrunde zur Zukunft des Euros. Über 400 Fachbesucher der Finanz- und Versicherungsmesse ließen sich diese nicht entgehen.
Ronald Barazon, einer der bekanntesten Journalisten und Moderatoren Österreichs, bekannte sich leidenschaftlich zur europäischen Währung und hinterfragte kritisch, warum mit einer gemeinsamen Währung auch gleiche soziale und wirtschaftliche Verhältnisse der Länder hergestellt werden müssten. Wirtschaftlich starke und zugleich auch wirtschaftlich schwache Regionen in einem Währungsraum zu vereinen, sei für ihn kein Widerspruch. Wichtig erschien ihm der Schritt hin zu einer gesamtpolitischen Vereinigung der europäischen Nationalstaaten.
Einen solchen Zusammenschluss stelle für den deutschen Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Wilhelm Hankel das Ende der Demokratie dar und verglich eine europäische Staatenvereinigung mit der Sowjetunion, in der die einzelnen Landesparlamente keine Souveränität mehr hätten. Dem schlossen sich Verfassungsrechtler Prof. Dr. Karl-Albrecht Schachtschneider und BZÖ-Obmann Josef Bucher in abgeschwächter Form an. Aus Sicht von Prof. Dr. Schachtschneider wäre eine Transferunion, in der finanzstarke Länder für hilfsbedürftige Staaten haften, verfassungsrechtlich bedenklich.
Während Ronald Barazon den Euro in seiner jetzigen Form weitgehend verteidigte, plädierte Josef Bucher für eine Teilung des jetzigen Euro-Raums. Länder mit einer stabilen Finanz- und Währungspolitik (wie z.B. Österreich, Deutschland, Niederlande und z.B. Dänemark) sollten einen „Nord-Euro“ einführen, während die südlicheren Staaten aufgrund ihrer höheren Überschuldung und der von ihnen ausgehenden Inflationsgefahr eine eigene Währung entwickeln. Für Prof. Wilhelm Hankel lag die einzig richtige Lösung darin, zur Wechselkursunion mit nationalen Währungen zurückzukehren.
In einem waren sich jedoch alle Teilnehmer einig: Um die Schulden- und Währungskrise zu lösen, wäre ein rigoroser Sparkurs kein probates Mittel. Dies würde die Wirtschaftskraft und damit das Einkommen der verschuldeten Länder sinken lassen, was eine Schuldentilgung unmöglich mache. Die Verpflichtung zur Einführung einer gesetzlich verankerten Schuldenbremse wäre nach Einschätzung von Prof. Dr. Karl-Albrecht Schachtschneider zudem ein untragbarer Eingriff in die Souveränität der Mitgliedsstaaten. Viel Beifall fand die von allen für notwendig erachtete Restrukturierung der Wirtschaft sowie des Staatsapparates der verschuldeten Länder.
Auf die Frage, in welche Assetklassen Kapitalanleger in Zeiten steigender Inflation und negative Realzinsen investieren sollten, herrschte ebenfalls Einigkeit: In nachhaltige Werte – wie Immobilien.
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