Gute Aussichten für Aktien, Rohstoffe und Unternehmensanleihen
Vier Fragen an Dr. Harald Preißler, Chefvolkswirt und Leiter Anlagemanagement des Anleihemanagers BANTLEON - Aktien und andere risikobehaftete Assetklassen sind mit einem Kursfeuerwerk ins neue Jahr gestartet.
7. Februar 2012 - Aktien und andere risikobehaftete Assetklassen sind mit einem Kursfeuerwerk ins neue Jahr gestartet. In diesem Tempo dürfte es zwar in den nächsten Monaten nicht weitergehen, dennoch schaffen die weltwirtschaftliche Erholung sowie die Liquiditätspolitik der Notenbanken ein weiterhin freundliches Umfeld in allen Anlageklassen, meint Dr. Harald Preißler, Chefvolkswirt und Leiter Anlagemanagement des Anleihemanagers BANTLEON. Selbst deutsche Bundesanleihen sollten in Anbetracht dessen nur moderat unter Druck geraten.
Herr Dr. Preißler, Sie sehen das konjunkturelle Umfeld für die Entwicklung risikobehafteter Assets positiv. Wie ist Ihr Ausblick für die einzelnen Regionen?
Dr. Harald Preißler: In den USA dürfte die konjunkturelle Erholung gut unterstützt werden, aber die Bäume werden nicht in den Himmel wachsen. Der wachstumsdämpfende Deleveraging-Prozess ist nämlich noch nicht zu Ende. Die privaten Haushalte haben ihren Schuldenstand zwar reduziert - im Gegenzug hat der Staat jedoch seine Schulden gesteigert. Nach der Präsidentschaftswahl im November 2012 rechnen wir mit verstärkten Sparbemühungen, weshalb nach einer Wachstumsbelebung in diesem Jahr mit einem BIP-Wachstum von 2,2 Prozent im Jahr 2013 schon wieder eine konjunkturelle Abkühlung droht. Derweil mehren sich in den Schwellenländern die Anzeichen für ein Ende der konjunkturellen Talfahrt. So haben die Trend bestimmenden OECD-Frühindikatoren in wichtigen Regionen eine Bodenbildung begonnen oder sogar bereits wieder nach oben gedreht. Für China rechnen wir mit einem BIP-Wachstum von 8 bis 8,5 Prozent nach 9,2 Prozent im Jahr 2011 und 10,4 Prozent im Jahr 2010. Die Eurozone dürfte mit einem stagnierenden Bruttoinlandsprodukt das Schlusslicht der Weltwirtschaft bleiben. Ursachen sind die riesigen öffentlichen Konsolidierungsprogramme in Frankreich, Italien und Spanien. Für Deutschland hingegen rechnen wir trotz des schwachen Jahresbeginns mit einem Wachstum von knapp 1 Prozent.
Was stimmt Sie dennoch optimistisch für Aktien, Rohstoffe und Unternehmensanleihen?
Preißler: Ende 2011 und Anfang 2012 hat sich ein Stimmungswandel an den Finanzmärkten vollzogen. Die Gründe sind zwei eng miteinander verbundene Faktoren. Erstens wächst an den Märkten die Überzeugung, dass die EZB ihrer Rolle als Retter in der Not allen Unkenrufen zum Trotz doch nachkommt. Zweitens haben sich die konjunkturellen Rahmenbedingungen überraschend schnell zum Positiven gewandelt. Zwar befindet sich die Eurozone mitten in einer Rezession, die vor allem in den Peripheriestaaten tiefe Spuren hinterlässt. Allerdings halten sich die Auswirkungen auf die Kernländer in Grenzen. Deshalb reicht die anziehende Expansionsdynamik in den USA im Verbund mit dem immer noch hohen Wachstum in den Schwellenländern sowie den historisch günstigen Finanzierungskonditionen in den Kernländern der Eurozone aus, um die Weltwirtschaft zu beleben. Wir beobachten derzeit spürbar anziehende Stimmungsindikatoren, was am ZEW-Index ebenso abgelesen werden kann wie an der IFO- und der Einkaufsmanagererhebung.
Könnte es sich dabei nicht um ein Strohfeuer handeln?
Preißler: Wir gehen nicht davon aus, dass es sich hierbei nur um ein Zucken im Abwärtstrend handelt, sondern um eine Trendwende. Unseren eigenen Frühindikatoren zufolge hatten wir diese zwar erst für das Ende des 1. Quartals beziehungsweise Anfang des 2. Quartals 2012 erwartet, angesichts des überraschend kräftigen Rückenwinds von der Geldpolitik ist der vorzeitige Trendwechsel aber durchaus plausibel. Aus diesem konjunkturellen und geldpolitischen Umfeld folgt, dass auch der Rückenwind für die Finanzmärkte noch eine Weile erhalten bleiben dürfte, was für risikobehaftete Assets gute Rahmenbedingungen erwarten lässt. Deshalb sollten aus strategischer Sicht Aktien, Rohstoffe und Unternehmensanleihen übergewichtet sein, zulasten der Safe-Haven-Anlagen wie beispielsweise deutschen, niederländischen und finnischen Staatsanleihen.
Wie stabil wird diese Entwicklung sein?
Preißler: Der übergeordnete Aufwärtstrend der Konjunkturindikatoren dürfte wegen der enormen fiskalischen Konsolidierungsbemühungen in weiten Teilen der Eurozone ebenso wenig geradlinig verlaufen wie der Performancetrend risikobehafteter Assets. Entsprechend gehen wir davon aus, dass die Kurstrends an den Aktien- und Rohstoffmärkten bis zum 3. Quartal 2012 unter starken Schwankungen aufwärts gerichtet bleiben. Bei deutschen Bundesanleihen rechnen wir mit moderat steigenden Renditen. Moderat vor allem deswegen, weil die Liquiditätsschwemme der EZB auch den sicheren Häfen zugute kommen und dort einen massiven Renditeanstieg verhindern dürfte. Für 10-jährige Bundesanleihen erwarten wir einen Angriff auf 2,50 Prozent. Zugleich sollten die Renditeabstände zwischen kurzen und langen Laufzeiten wachsen. An unserer seit Längerem positiven Bewertung der Ertragsperspektiven von Covered Bonds halten wir fest. Dort sollten die günstigen Refinanzierungskonditionen zu einer spürbaren Einengung der Risikoprämien führen. Unternehmens- und Hochzinsanleihen (Corporates) sollten ebenfalls profitieren, wobei sich dort insbesondere das verbesserte konjunkturelle Umfeld positiv auswirkt. Im Segment Unternehmensanleihen sind die größten Kursgewinne bei unbesicherten Bankschuldverschreibungen zu erwarten - im Jahr 2011 waren diese noch die größten Verlierer aller Unternehmensanleihen.
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