20. 06. 2013 - Arbeitsmarkt für Ältere entscheidet über Zukunft der gesetzlichen Rentenversicherung
(ac) Die Erwerbsbeteiligung älterer Personen hat einen bedeutenden Einfluss auf die zukünftige Entwicklung des Rentenniveaus und der Rentenbeiträge. Das ist eines der zentralen Ergebnisse der Studie „Demografie und Rente – Effekte einer höheren Erwerbstätigkeit Älterer auf die Beitragssätze zur Rentenversicherung“ des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) in Zusammenarbeit mit Prof. Reinhold Schnabel von der Universität Duisburg-Essen sowie dem Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM). Entwickeln sich Erwerbsbeteiligung, Arbeitslosigkeit und die Arbeitszeit Älterer (54+) in günstiger Weise dann wird sich nach Berechnungen der Wissenschaftler der Rentenbeitragssatz bei einer Anpassung des Rentenniveaus gemäß der Nachhaltigkeitsformel bis zum Jahre 2030 auf lediglich 20,9% (2050: 23,3%) erhöhen. Besonders deutlich wird die Auswirkung unterschiedlicher Erwerbsbeteiligungen Älterer, wenn man das Rentenniveau von heute konstant bei 46% des durchschnittlichen Bruttolohns hält. Hierbei ergibt sich für das Jahr 2030 im besten Fall ein Rentenbeitragssatz von 22,6% (2050: 27,2%), dem stehen 29,1% (2050: 33,5%) im Stillstandsszenario gegenüber. Des Weiteren zeigen die Modellrechnungen der Ökonomen, dass die “Rente mit 69“ einen deutlichen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung des Rentensystems leisten könnte. Hierfür wurde in der Modellberechnung das Renteneintrittsalter ab dem Jahre 2030 von 67 auf 69 Jahre angehoben. Mit dieser Maßnahme könnte der Rentenbeitragssatz bei Anwendung der Nachhaltigkeitsformel ab 2030 bei knapp unter 23% stabil gehalten werden. Gleichzeitig könnte das Bruttorentenniveau bei knapp unter 40% stabilisiert werden; heute liegt es bei 46%. Die Wissenschaftler empfehlen aufgrund der Studienergebnisse die wirtschaftspolitischen Anstrengungen zu erhöhen, um insbesondere die Erwerbsquote älterer Personen zu steigern. Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) fordert drei Veränderungen: Erstens seien alle Formen staatlich geförderter Frühverrentung einzustellen. Zweitens sei das Renteneintrittsalter kontinuierlich mittels eines Automatismus an die steigende Lebenserwartung anzupassen. So könne ein Teil der hinzugewonnenen Lebensjahre aktiv am Arbeitsmarkt verbracht werden. Drittens müsse darüber nachgedacht werden, das faktisch einmalige Kündigungsrecht der Arbeitgeber bei Erreichen des gesetzlichen Rentenalters um ein jährlich wiederkehrendes Sonderkündigungsrecht zu erweitern. Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft ist ein Bündnis aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft und wird von den Arbeitgeberverbänden der Metall- und Elektro-Industrie finanziert. INSM-Kuratoriumsvorsitzende ist der ehemalige Bundesminister Wolfgang Clement.
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