Spies Ortwin

Zum einen machte die Pleite des rumänischen Versicherers Astra Schlagzeilen, der auch die deutsche Niederlassung mit sich riss. Hier führte mit Frank Löffler  jemand die Geschäfte, der bis April 2013 bei Degenia als Vertriebsleiter gearbeitet hatte. Zum anderen befindet sich seit längerem ein Pool/Assekuradeur namens Asspario in Gründung, der mit dem Namen Koppius verbunden ist. Holger Koppius war jahrelang Führungskraft bei Degenia und besitzt noch heute 50 Prozent der Aktien. Also mutmaßen einige, dass hier eine Art „Degenia 2.0“ entsteht. Das halte ich für Nonsens und wird auch von Herrn Koppius vehement bestritten.

Gründerin und Vorstand der Degenia ist ja Halime Koppius. Die Namensgleichheit ist doch kein Zufall, oder?

Nein. Noch sind beide verheiratet. Aber das nicht ganz freiwillige Ausscheiden von Holger Koppius im Herbst 2014 bei Degenia könnte ein Indiz sein, dass dies nicht mehr lange so bleibt.

Wie kam es denn zum Ausscheiden?

Man konnte schon von privaten Gründen lesen. Das ist aber Unfug. Es gab eine ordentliche Kündigung. Über die Gründe kann ich hier nichts sagen, denn es läuft noch ein Verfahren vor dem Arbeitsgericht Mainz, Außenstelle Bad Kreuznach, gegen den ehemaligen leitenden Angestellten.

Das klingt hart, wenn einer der Gründer gehen muss.

Herr Koppius war gar nicht offizieller Gründer von Degenia, wie wiederholt zu lesen war, höchstens Ideengeber. Er hatte auch zu keiner Zeit ein Vorstandsmandat. Mitglieder des Degenia-Vorstands und im Sinne des Handelsrechts echte Gründer seit Eintragung der AG ins Handelsregister im Jahr 2000 waren Halime Koppius und ich bis zu meinem zwischenzeitlichen Ausscheiden im Oktober 2010. Nur aus Anlass meines Ausscheidens bekam Herr Koppius meine Aktien. Seitdem ist aber Frau Koppius alleiniger Vorstand. Das lässt sich übrigens leicht im  Handelsregister Bad Kreuznach nachprüfen, wo die Degenia Versicherungsdienst AG registriert ist (HRB 4221).

Weshalb sind Sie zurückgekehrt?

Zunächst habe ich mich als Privatier um andere Dinge als um Arbeit gekümmert, zum Beispiel um meine Gesundheit. Zum 1. Juli 2014 bin ich dann aber auf Wunsch von Frau Koppius und der Mehrheit des Aufsichtsrates in die Geschäftsführung zurückgekehrt, nachdem Herr Koppius bereits bereits mehr als drei Monate freigestellt war.

Die Vermengung von Degenia mit Astra und Assparo kann Ihnen nicht gefallen. Was wollen Sie dagegen tun?

Zunächst einmal der Wahrheit auf die Sprünge helfen. Makler müssen ja schließlich wissen, woran sie mit welcher Firma sind. Und dass sie bei uns seit Jahren solide Versicherungslösungen in den Bereichen Sach, Haftpflicht, Rechtsschutz, Unfall und Kraftfahrtversicherung bekommen, ist bekannt. Dabei bleibt es auch in Zukunft.

Die Rolle von Herrn Löffler bei Astra war, vorsichtig ausgedrückt, sehr unglücklich. Gleichzeitig wirkte er offenbar schon als Gründungsvorstand bei Asspario mit. Ist diese Doppelgleisigkeit überhaupt erlaubt?

Ich weiß es nicht. Aber ich frage mich schon, wie ernst man eine Tätigkeit nimmt, wenn man auf zwei Hochzeiten gleichzeitig tanzen will. Einerseits die „Beerdigung“ der deutschen Astra-Niederlassung, andererseits „Geburtshelfer“ bei der Asspario. Viele Makler reagieren verstört und mit Unverständnis, wie ich aus dem Markt höre.

Wie auch immer: Die Astra-Pleite bringt ja auch deutsche Makler in Bedrängnis, weil tausende Kunden urplötzlich neuen Versicherungsschutz benötigen. Haben Sie da einen Rat?

Man könnte sich ja zurücklehnen. „Wir wollen und werden der leistungsstarke, serviceorientierte und prozessoptimierte Anbieter am deutschen Sachversicherungsmarkt sein“ – so ein Satz auf der Astra-Homepage. Das wissen viele Makler inzwischen aber besser. Wir unterstützt Makler nach Kräften, indem wir einzelvertraglich nach den gültigen Annahmerichtlinien prüfen, welche Verträge (in der Regel PHV-Anträge) bei der Degenia AG weitergeführt werden können. Seit der offiziellen Insolvenz der Astra häufen sich die konkreten Wünsche von Maklern auf Übernahme dieser Bestände. Was jetzt zählt, ist praktische Solidarität und Hilfe, für Makler und deren Versicherungsnehmer.

Ein letztes Wort zu Asspario?

Ich hoffe, nun ist jedem klar: Es gibt keine Nähe von Degenia zu Asspario, auch wenn der neue Asspario-Standort nach ursprünglich Zweibrücken jetzt wieder Bad Kreuznach ist, wo auch Degenia sitzt. Hier versucht nur jemand, mit unserem guten Namen als Startkapital in den Markt zu kommen. Wir werden sehen, wie der Markt reagiert. Konkurrenz soll ja das Geschäft beleben. Im Wettbewerb gilt auch unter Pools, dass schlechtes Image nicht gerade die eigene Position stärkt. Ob die Astra-Insolvenz da hilfreich ist, würde ich bezweifeln. Andererseits wundern sich einige Insider über die angeblich bereits zum 1. Oktober 2014 (Holger Koppius‘ erster Tag nach seiner Kündigung durch Degenia) geplante und immer wieder verschobene Gründung der Asspario und mutmaßen, dass sein eigentliches Ziel ist, zur Degenia AG zurückzukehren.

Das Gespräch führte Detlef Pohl