14. 01. 2014 - Was bringt die neue staatliche Förderung der BU?
(ac) Seit 01.01.2014 wird die Berufsunfähigkeitsversicherung steuerlich gefördert. Die Maßnahme soll als Anreiz dienen, denn noch immer ist der wichtige Versicherungsschutz nicht weit genug verbreitet. Steuerlich geförderte Verträge sehen aber eine lebenslange Rente vor, was die Tarife teuer macht. Nachgefragt bei Joachim Geiberger, Inhaber und Geschäftsführer der MORGEN & MORGEN GruppeAssCompact: Herr Geiberger, was genau beinhaltet die steuerlich geförderte BU?Joachim Geiberger: Die sogenannte Basis SBU ist eine lebenslange selbstständige BU mit steuerlicher Förderung, die bis zum Endalter 67 abgeschlossen werden muss. Die Rente muss im Leistungsfall lebenslang gezahlt werden, wobei die Rentenzahlung aber wieder eingestellt werden darf, wenn keine Berufsunfähigkeit mehr vorliegt. Ab dem 55. Lebensjahr darf der Vertrag eine niedrigere Rente vorsehen. Dies muss aber bereits bei Vertragsschluss festgelegt sein. So kann die BU-Rente beispielsweise bei BU-Eintritt bis zum 55. Lebensjahr in Höhe von 2.000 Euro monatlich vereinbart sein, bei Eintritt des Versicherungsfalles nach dem 55. Lebensjahr jedoch nur in Höhe von 1.000 Euro monatlich.Bei der Basis SBU werden – wie auch bei der Basisrente – die Beiträge in der Anspar- bzw. Einzahlungsphase steuerlich gefördert, dafür müssen die Renten in der Bezugsphase versteuert werden. Die prozentualen Anteile in beiden Phasen steigen momentan jährlich, bis sie 100% erreicht haben und somit zukünftig eine komplett nachgelagerte Besteuerung vorliegt.AC: Die Verbindung der Förderung mit einer lebenslangen Rente wird kritisiert. Verbraucherschützer wollen ein Konstrukt, bei dem das BU-Risiko nur bis zum gesetzlichen Rentenbeginn abgedeckt wird. Was würde das für die Tarife bedeuten?JG: Das Konstrukt, das die Verbraucherschützer fordern, besteht aktuell bereits in Form der Privaten SBU, deren Rentenleistung mit einem frei wählbaren Endalter – meistens mit Renteneintritt oder früher – endet. Die Kritik an einer lebenslangen BU-Rente bezieht sich vor allem auf das hohe Risiko, das der Versicherer in diesem Fall trägt und die damit zu kalkulierenden hohen Kosten, die in der logischen Konsequenz zu hohen Beiträgen der Basis SBU führen müssen. Damit wird das Produkt letztlich für viele kaum bezahlbar. Sicherlich ein Grund, warum sich aktuell noch kein Versicherer an dieses heiße Eisen traut.Die bisherige Lösung einer geförderten Berufsunfähigkeit der Schicht eins besteht aus einem kombinierten Produkt von BU-Absicherung und Altersvorsorge, der Basisrenten-BUZ. Hier gibt es eine 50% Beitragsregelung und ein Leistungsversprechen, das eine BU-Leistung bis zum Renteneintritt vorsieht und eine normale Rentenleistung im Sinne der Altersvorsorge ab dem Renteneintritt.AC: Wer profitiert nun von der Förderung?JG: Bis jetzt noch niemand. Natürlich sollte am Ende der Verbraucher davon profitieren aber auch nur insoweit, wie der Versicherungsgedanke und das Kollektiv dadurch keinen Schaden nehmen. Ein einseitiger Profit kann keine gute Lösung sein.AC: Wann erwarten Sie die ersten geförderten Tarife?JG: Schwierig. Eigentlich könnte es bereits seit heute die ersten Tarife geben. Uns sind aktuell noch keine Tarife bekannt. Wir erwarten eine eher zurückhaltende Entwicklung, da das vom Versicherer zu tragende Risiko bei einer lebenslangen BU-Rente recht hoch ist und daher in der Kalkulation zu hohen Beiträgen führen müsste. Dass der Markt aus sich heraus bisher nur vereinzelt ähnliche Produkte angegangen ist, verdeutlicht die Schwierigkeit des Anliegens einer lebenslangen BU-Rente.AC: Erwarten Sie unabhängig von der Förderung in diesem Jahr Neuerungen in der BU?JG: Sicherlich wird dieses Jahr auch weitere Invaliditätsprodukte unterhalb der BU bringen und kombinierte Produkte erweitern die Tariflandschaft. Neben Produktangeboten wie „Grundfähigkeitsprodukten“, „Erwerbsunfähigkeitsversicherung“ oder „Dread Disease“ bieten einige Versicherer mit „Mehrdimensionalen Deckungen“ eine weitere Produktalternative der Absicherung an. Diese Versicherungsart beinhaltet verschiedenartige Bausteine des Versicherungsschutzes, darin sind mehrere biometrische Risiken vereint. Sie bestehen aus der Kombination von Deckungen aus den Bereichen Unfallversicherungen, Grundfähigkeitsversicherungen, Pflegeversicherungen oder Dread Disease-Versicherungen. Die bisherigen Angebote variieren von Anbieter zu Anbieter. Feine Nuancen in den Bedingungswerken machen die Versicherungen zu beratungsintensiven Produkten, wobei der Preis alleine noch nicht unbedingt etwas über die Qualität des Tarifs aussagt. Die Entwicklungen am Markt werden sicherlich noch einige Innovationen hervorbringen. Die aktuelle Differenzierung im BU-Bereich und die Entstehung neuer Invaliditätsprodukte beurteilen wir als kundenorientiert. Die große Vielfalt und die enormen Leistungsunterschiede gerade bei den neuen Produkten sind zwar weder Vermittlern noch Verbrauchern transparent, doch dafür sind letztlich wir wiederum zuständig: Wir schaffen die erforderliche Transparenz.Nehmen Sie auch an unserer Umfrage teil: Wie sinnvoll ist die neue steuerliche Förderung in der BU?
Weiterlesen auf: AssCompact