11. 11. 2013 - BVK-Strukturanalyse: 13% abwanderungswillige Ausschließlichkeitsvertreter
(ac) Die Mehrheit der Vermittler ist mit ihrem aktuellen Vertriebsweg zufrieden. Die telefonische Erreichbarkeit der einzelnen Versicherer hingegen, bewerten die Vermittler als verbesserungsbedürftig. Das haben die repräsentativen Ergebnisse der 23. Strukturanalyse des Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute e.V. (BVK) ergeben.Die allgemeine Zufriedenheit hat sich mit 87% der Teilnehmer, die ihren aktuellen Vertriebsweg nicht ändern möchten, gegenüber 2010 (88%) kaum verändert. Unter den zurückgesandten auswertbaren einzelnen Gesellschaften gibt es aber nach wie vor große Unterschiede: Die Bandbreite reicht von nur 3,8% (W&W-Konzern) wechselwilligen Vermittlern bis zu 34,9% (Versicherungskammer Bayern) unzufriedenen Vermittlern. Die Ergebnisse der einzelnen Gesellschaften haben sich gegenüber 2010 teilweise verbessert, zum Beispiel R + V Versicherung. Aber auch deutlich verschlechtert, wie ERGO und Versicherungskammer Bayern. Hier sollte - laut den Machern der Studie - Ursachenforschung betrieben werden.Erstmals wurde von der BVK die telefonische Erreichbarkeit der einzelnen Versicherer abgefragt. Die Erreichbarkeitszufriedenheit ist nach Schulnoten im Durchschnitt mit der Gesamtnote von 2,77 nicht mehr als gut zu bezeichnen. Hier ist zu berücksichtigen, dass die Note 6 nicht zu vergeben war, sonst wäre der Durchschnitt schlechter ausgefallen. Auch bei dieser Analyse ist die Spreizung der Ergebnisse von 1,41(LVM) bis zu 3,59 (Zurich) sehr groß. Die Hälfte der Gesellschaften schafft keine 2 vor dem Komma.Außerdem hat die Analyse ergeben, dass Vermittler und deren Mitarbeiter häufig und lange in telefonischen Warteschleifen ihre Vertriebszeit verschenken. Der BVK zieht daraus das Fazit, dass die Gesellschaften die schlechte Erreichbarkeit teilweise in Kauf nähmen, um selber Kosten zu sparen. Die Kosten der ungenutzten Vertriebszeiten in den Vermittlerbetrieben würden dann jedoch den Gewinn der Agenturen schmälern. Eine gute Erreichbarkeit sei auch ein wichtiges Indiz für die Bemühungen der Gesellschaften um ihre Vermittler.Demographie: Problem oder ChanceDer Anteil der über 60jährigen Teilnehmer liegt bei 9,2%. Das heißt, die Agenturinhaber oder die Gesellschaften, je nachdem wer für die Nachfolgefrage verantwortlich ist, haben spätestens innerhalb der nächsten fünf Jahre die Nachfolge zu regeln. Das Problem für die Einen bietet auf der anderen Seite für viele junge Mitarbeiter in den Agenturen die Chance auf eine selbstständige Tätigkeit als Inhaber eines Vermittlerbetriebes. Diese Chancen nehmen zur Zeit aber nur wenige unter 30jährige wahr. Ihr Anteil an der Befragung liegt nur bei 3,1%.Der Altersdurchschnitt aller Teilnehmer liegt bei 48,8 Jahren. Hier liegen die Gesellschaften zwischen 46,8 (VGH/ÖVB/ÖF) Jahren und bis zu 52,2 Jahren (Signal Iduna) – immerhin 5,4 Jahre – auseinander. Dadurch greift die Altersproblematik zum Beispiel bei der Signal Iduna fünf Jahre eher als bei der VGH/ÖVB/ÖF. Die öffentlichen Versicherer scheinen tendenziell einen Vorteil gegenüber der privaten Gesellschaft zu haben, ergab die Analyse.Qualifizierungsoffensive macht sich bemerkbarDer Anteil der Teilnehmer ohne versicherungsspezifische Ausbildung hat sich um 20% reduziert (von 11% in 2010 auf nur noch 8,8% in 2012). Dies sei der Beweis, dass die Qualifizierung im Versicherungsvertrieb auch im Verbraucherinteresse zunehme, so der BVK. Auch die Versicherungsgesellschaften investieren in die Ausbildung der zukünftigen Agenturmitarbeiter. Der Anteil der Gesellschaften, die sich mit Kostenzuschüssen für die Ausbildung des jungen Nachwuchses engagieren, ist seit 2008 um 33% gestiegen. Mit dieser Maßnahme versuchen die Gesellschaften, geeignete Agenturnachfolger für die Zukunft heranzubilden. Für die Agenturinhaber ist diese Zunahme der Förderung sicher von Vorteil, so der BVK. Der Verband zieht daraus den Schluss: Ohne Zuschuss ist die Azubi-Ausbildung für einen Vermittlerbetrieb häufig nicht wirtschaftlich.Für die 23. Strukturanalyse hat der BVK seine Mitglieder und darüber hinaus die Mitglieder des Arbeitskreises Vertretervereinigungen der Deutschen Assekuranz e.V. (AVV) durch die einzelnen Hausverbände befragt. Die Befragung erfolgte im Januar und Februar 2013 für das Kalenderjahr 2012. Sie wird alle zwei Jahre durchgeführt. Aus 1.683 auswertbaren Analysen hat das IFH Institut für Handelsforschung GmbH (Köln) im Auftrag des BVK die repräsentativen Ergebnisse ermittelt.
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