05. 09. 2013 - Telematik-Tarife mit Startschwierigkeiten am deutschen Markt
(ac) Wie man fährt, so zahlt man: mit Telematik-Produkten richtet sich die Prämie der Kfz-Versicherung nach dem Fahrverhalten. Durch elektronische Aufzeichnung einer ‚Black Box‘ im Auto wird ein Risikoprofil erstellt, das die Beitragshöhe laufend beeinflusst. In den USA und in England sind Telematik-Tarife schon lange üblich. In Italien sind Versicherer sogar verpflichtet, diese Tarife anzubieten. Der deutsche Markt hinkt allerdings hinterher, obwohl Versicherte einem Tarif, der sich nach dem eigenen Fahrverhalten richtet, nicht abgeneigt wären. Das belegt eine Kurzstudie der globalen Strategieberatung Simon-Kucher & Partners. Hierbei wurden die größten Versicherer und rund 340 Versicherte zu Telematik-Lösungen befragt. Das Ergebnis: Nahezu alle befragten Kunden kannten Telematik-Produkte vor der Umfrage noch nicht. Nach einer kurzen Erläuterung des Modells kann sich aber die Hälfte vorstellen, einen solchen Tarif abzuschließen. Die übrigen Kunden sehen Telematik skeptisch und fürchten eine verstärkte Überwachung des eigenen Fahrverhaltens. Diese Angst könnten die Versicherer den Kunden nehmen, tun es aber nicht – da sie noch keine konkreten Pläne oder Angebote haben, so Simon-Kucher & Partners. Trotz des Erfolgs im Ausland und guter Resonanz von Medien- und Kundenseite glauben fast alle der befragten Versicherer, dass sich Telematik-Tarife in Deutschland in den nächsten Jahren nicht etablieren werden. Über die Hälfte bezweifelt sogar grundsätzlich, dass sich Telematik jemals durchsetzen wird. Viele Vorteile, aber auch HürdenVor allem datenschutzrechtliche Bedenken – Stichwort „gläserner Kunde“ – bremsen laut Studie konkrete Aktionen aus. Dennoch, aus Anbietersicht wären für über ein Drittel in Hinsicht auf Preisstrukturen neue Tarife (zum Beispiel für junge Kundengruppen) attraktiv. Auch denkbar wären Angebote nach tatsächlicher Fahrleistung oder Rabatte bei geringer Fahrleistung. Kunden versprechen sich von den Angeboten der Studie zufolge in erster Linie eine geringere Prämie. Drei Viertel würden sich für einen Tarif interessieren, der Rabatte für eine vorausschauende Fahrweise gewährt. Durch die Belohnung vorsichtigen Fahrens erwartet rund die Hälfte sogar weniger Verkehrsunfälle. Und etliche würden einen Tarif bevorzugen, der die individuelle Fahrleistung pro Jahr berücksichtigt. Vorteile frühzeitig kommunizierenVieles spricht der Studie zufolge für das Potenzial von Telematik-Tarifen. So sind Versicherer vor allem an der jährlichen Fahrleistung ihrer Kunden interessiert – und mehr als acht von zehn Versicherten sind zur Weitergabe dieser Daten bereit. Auch bei der Übertragung weiterer Datentypen bestehen Schnittmengen. Die Studienergebnisse zeigen, dass Telematik-Produkte attraktiv für Versicherer und Kunden sind. Die Versicherungsexperten von Simon-Kucher raten den Versicherungsgesellschaften daher, spezifische Kundenwünsche in der Produktentwicklung von Telematik-Tarifen zu berücksichtigen, etwa durch Interviews, Fokusgruppen und Conjoint Measurement-Analysen. Außerdem sollten zur Sicherung der Profitabilität ebenso wie zur Feststellung der Kundenakzeptanz Tarifoptionen durch Tests und Kundenbefragungen identifiziert werden. Und: Der richtige Medien-Mix sowie eine verständliche Kommunikation sind laut Simonn Kucher & Partners ausschlaggebend, um den Kunden die Vorteile einer Telematik-Lösung näher zu bringen. Vor allem gelte es aber, auf den Datenschutz-Aspekt eingehen, um die Bedenken auszuräumen.Siehe zu diesem Thema auch: Für und Wider von Pay as you drive-Modellen in der Kfz-Versicherung
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