22. 08. 2013 - Gefährden zu hohe Provisionen das Produkt Lebensversicherung?
(ac) Der Plan des GDV, eine gesetzliche Provisionsobergrenze bei der Vermittlung von Lebensversicherungen zu erwirken, sorgt für Wirbel. Versicherungsmakler reagieren mit Unverständnis. Dagegen zeigt eine Studie, dass die Provisionen die Betriebskosten deutlich nach oben treiben und so das Modell der Lebensversicherung gefährden. Problematisch sei, so die Studie „Standortbestimmung Versicherungsmarkt Deutschland 2013“ der Managementberatung Oliver Wyman, dass zwar die Verwaltungskosten durch die letztjährigen Effizienzprogramme der Versicherer verbessert wurden – die Studie gibt an, dass seit 2003 ca. 29.000 Stellen im Sektor, das sind etwa 12% der Mitarbeiter, weggefallen sind –, die Provisionen aber weiter gestiegen sind: Seit 2005 in der Sachversicherung um rund 10%, in der Lebensversicherung um etwa 13%. Insgesamt macht der Anteil der Provisionen in der Sachversicherung knapp 50%, in der Lebensversicherung knapp 60% der gesamten Betriebskosten aus. Bedingt durch die Niedrigzinsentwicklung gibt es vor allem in der Lebensversicherung weniger Volumen, um das hohe Provisionsniveau zu finanzieren, erklären die Studienherausgeber und begrüßen die Diskussion um eine gesetzliche Höchstgrenze für Provisionszahlungen: Dies könnte helfen, ein gesetzliches Totalverbot von Vermittlerprovisionen wie in anderen Ländern zu verhindern. Gleichzeitig könnten auch die Produkte für Kunden wieder attraktiver werden. Denn diese werden von zu hohen Provisionen und Verwaltungskosten belastet. Die Verwaltungskostenquoten sind laut Wyman-Studie seit 2005 in der Lebensversicherung allerdings um 24% gesunken. In der Sachversicherung ist die Quote stabil geblieben. Jedoch bedeutet dies in vielen Sparten immer noch steigende Stückkosten. Von allen Unternehmen konnten seit 2005 67% der Lebensversicherer und immerhin 44% der Sachversicherer die Verwaltungskostenquote verbessern – dies gelang jedoch zu allererst jenen Unternehmen, die in stagnierendem Marktumfeld dennoch weiterhin Wachstum erzielten. (Die aktuelle Studie hat die Jahre 2005 bis 2011 untersucht.) Die bisherigen Kosteneinsparungen reichen aber scheinbar nicht aus, die Lebensversicherungen kostengünstiger zu gestalten.Von solchen Zahlen dürften sich die Versicherungsmakler unbeeindruckt zeigen. Neben der Kritik der Vermittlerverbände (siehe auch: Vermittler reagieren mit heftiger Kritik auf Provisionsobergrenzen in der Lebensversicherung) melden sich auch viele Maklerunternehmen zu Wort. Neben der Verärgerung über das Vorgehen der Versicherer befürchten sie, dass eine Provisionsdeckelung in der Lebensversicherung weitere Vermittler zur Aufgabe zwingen werde. Unterdessen bieten die Vermittlerverbände den Versicherern Gespräche an.
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