13. 08. 2013 - Klimakapriolen als Vertriebschance
(ac) Mehr Eigenvorsorge vor Naturereignissen ist das Ziel der gemeinsamen Informationskampagnen von Versicherungswirtschaft und Politik. Am Donnerstag startet als sechstes Bundesland die Elementarschadenkampagne in Brandenburg. Wie die Aktionen Vermittlern beim Vertrieb von Elementarschadenversicherungen helfen können. Avanciert das langjährige Sorgenkind Wohngebäudeversicherung zur neuen Türöffner-Sparte? Immerhin sind Angaben der Versicherungswirtschaft zufolge problemlos 99% aller Gebäude in Deutschland versicherbar. Unterstützend können Informationskampagnen sein, die die Bürger für den Klimawandel sensibilisieren sollen. Diese gemeinsamen Aktionen von Politik, Wirtschaft und weiteren Partnern sind bereits in fünf Bundesländern durchgeführt worden: In Bayern, in Niedersachsen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und in Rheinland-Pfalz. Am kommenden Donnerstag wird als sechstes Bundesland Brandenburg in einer konzertierten Aktion seine Bewohner auf die Gefahren von Hochwasser, Stürmen, Hagel- und heftigen Schneefällen aufmerksam machen. Versichertenquote überdurchschnittlich gesteigertDer Chef der Staatskanzlei, Staatssekretär Albrecht Gerber, wird das Webportal „Naturgefahren“ vorstellen. Aus der Assekuranz hat sich Bernhard Gause, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV), angekündigt. Von der Verbraucherzentrale Brandenburg wird deren Geschäftsführer Christian A. Rumpke teilnehmen. Seinen Ausgang nahm die Elementarschadenkampagne in Bayern. Gemeinsam mit der Versicherungswirtschaft, kommunalen Spitzenverbänden, bayerischen Bankenverbänden, Kammern und dem Verein Haus + Grund Bayern e.V. startete der Freistaat Mitte Februar 2009 die Kampagne. Im Mittelpunkt der Kampagne steht die Internetseite www.elementarversichern.bayern.de sowie Broschüren. „Die Kampagne wurde sehr gut angenommen, alle namhaften Versicherungen beteiligen sich daran“, so das Bayerische Wirtschaftsministerium. Nach Angaben von Versicherungen konnte die Versichertenquote in Bayern überdurchschnittlich gesteigert werden. Sie liegt in Bayern bei annähernd 20% im privaten Bereich. „Das jüngste Hochwasser hat jedoch gezeigt, dass die Versichertenquote noch viel zu niedrig ist“, sagt der Sprecher des Bayerischen Wirtschaftsministeriums. Auf der Grundlage der Erfahrungen aus der jüngsten Hochwasserkatastrophe solle noch in diesem Jahr eine Neuauflage der Kampagne erfolgen. Bei dieser Neuauflage der Kampagne könnten mit geringem Aufwand die aus der Flutkatastrophe gewonnenen Erkenntnisse gezielt eingesetzt werden, um die Versichertenquote weiter zu steigern. Vermittler sollen Flyer der Politik nutzenEs sei, so das Ministerium weiter, „ausdrücklich erwünscht, dass die Versicherungsunternehmen den Vermittlern unsere Flyer zu Werbezwecken zur Verfügung stellen“. Die Kampagne weise die Bürger und Unternehmen auf die Bedeutung des Abschlusses einer Elementarschadenversicherung hin. Auch die Staatskanzlei Sachsen-Anhalt weist auf die Möglichkeit hin, die offiziellen Flyer der Landesregierung für Kundengespräche nutzen zu können. Nach Angaben der Versicherungswirtschaft liegen in Sachsen-Anhalt rund 13.600 Gebäude in der höchsten Risikozone, rund die Hälfte verfüge über einen Versicherungsschutz. Obwohl nach Einschätzung der Versicherer Sachsen-Anhalt damit über dem Bundesdurchschnitt liege, bleibt nach Meinung von Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff noch viel zu tun. Sachsen-Anhalt startete Mitte 2012 mit der Elementarschadenkampagne. Die dazugehörigen Broschüren sind in einer Auflage von 40.000 Exemplaren gedruckt worden. Die Öffentlichen Versicherungen Sachsen-Anhalt haben den Flyer in einer Auflage von knapp 50.000 Exemplaren gedruckt. Die Erfahrungen seien positiv, es bestehe eine starke Nachfrage nach Informationsmaterial. „Die Versicherer melden vor allem eine stärkere Sensibilisierung der Gebäudebesitzer und gestiegene Abschlüsse“, so Regierungssprecher Dr. Matthias Schuppe. Der Staat und die Solidargemeinschaft könnten nicht für jeden Fall Vorsorge treffen, so Schuppe abschließend. Spürbare Zunahme der VersicherungsdichteAuf dieses Subsidiaritätsprinzip weist ebenfalls das Niedersächsische Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz hin. Der Vorteil für das Land liege darin, dass im Schadensfall mit größerem Ausmaß, wie dem Juli-Hochwasser in diesem Jahr, der Staat sich mit direkten finanziellen Zusagen zurückhalten könne, wenn Eigentümer über eine Elementarschadenversicherung abgesichert seien. Dass man sich gegen Elementarschäden versichern könne, wüssten viele Eigenheimbesitzer nicht. Ziel der Aktion sei es deshalb, die Bevölkerung auf die im Zuge des Klimawandels vermehrt auftretenden Gefahren extremer Wetterereignisse aufmerksam zu machen und das man sich dagegen versichern könne. Aus diesem Grunde könnten Vermittler auch mit den offiziellen Flyern des Ministeriums bei Kunden um Versicherungsschutz werben.Wie ein Vertreter des GDV auf dem 8. Klimasymposium der Versicherungskammer Bayern im Februar dieses Jahres erläuterte, hätten die gemeinsamen Kampagnen der Bundesländer und der Versicherungswirtschaft zu einer spürbaren Zunahme der Versicherungsdichte bei Elementarschaden-Versicherungen geführt. Eine bundesweite von allen Ländern getragene Kampagne sei deshalb wünschenswert, so der perspektivische Ausblick der Assekuranz. Dieser Wunsch wird mit der Teilnahme jedes weiteren Bundeslandes immer mehr zur Realität. Das nächste Bundesland dürfte bald schon folgen. Text: Umar Choudhry
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