25. 10. 2012 - „Wer Geld in schlechte LV-Produkte steckt, verbrennt Geld“
(ac) Lebensversicherungsprodukte sind schlecht, falsch kalkuliert, zu teuer und nicht transparent – so die Kritik des Verbraucherschützers Axel Kleinlein an die Versicherer. Ralf Berndt, Vorstand der Stuttgarter Versicherungsgruppe und Ex-Wirtschaftsweise Prof. Dr. Bert Rürup parierten diese Argumente in der ersten Diskussion in der Speaker’s Corner auf der DKM 2012. Die Aussage „Lebensversicherung sei legaler Betrug“ gelte immer noch, eröffnete Axel Kleinlein den Schlagabtausch in der Speaker’s Corner Diskussion „Lebensversicherung: Vom Liebling zum Ladenhüter.“ Die Produkte seien schlecht und die Kostenbelastung zu hoch. „Wer Geld in schlechte LV-Produkte steckt, der verbrennt sein Geld“, so Kleinlein. Zudem würden für die Produkte mit den falschen Sterbetafeln kalkuliert. Einige Versicherer gingen von einer Lebenserwartung von 103 Jahren aus, daraus resultierende Risikogewinne würden sich die Versicherer in die eigene Tasche stecken. Prof. Dr. Bert Rürup entgegnete, dass jede Rentenversicherung, ob gesetzlich oder privat eine Wette gegen den Tod sei und in diesem System gebe es immer „Gewinner und Verlierer“. Versicherer müssten also vorsichtig kalkulieren. Rürup räumte allerdings ein, dass eine Generationentafel besser wäre als reine Sterbetafeln. Kleinlein hielt an seiner These fest und forderte mehr Transparenz und eine gesetzliche Regulierung. Ralf Berndt als Vertreter eines Versicherungsvereins auf Gegenseitigkeit entgegnete insbesondere, dass Risikogewinne nicht an die Versicherer gehen, sondern ans Kollektiv der Versicherten direkt zurückgeführt werden. Zudem müssten heute Versicherer schon Nachreservierungen machen. Eine weitere staatliche Regulierung sei nicht notwendig, schon heute kontrolliere die BaFin die Versicherer ausreichende. Die KostendiskussionZum Argument der hohen Kostenbelastung entgegnete Berndt, dass gute Beratung Geld koste und diese auch eingepreist werden müsse. „Wenn Altersarmut vermieden werden soll, dann braucht es gute Berater und diese hätten eine gute Vergütung verdient. Rürup stimmte dem nicht ganz zu. Wäre damals politisch entschieden worden, dass die Riester-Rente ein Obligatorium wird, dann hätte sie gar nicht die Form „eines Push-Produktes angenommen“. Damit wäre es auch nicht zu falschen Anreizen gekommen. Um aus dieser Diskussion die Luft herauszunehmen, empfiehlt er der Branche, künftig mehr Nettotarife zu kalkulieren und beide Varianten – Provisions- und Nettotarife – parallel am Markt anzubieten. Berndt verwies allerdings darauf, dass es falsch sei, anzunehmen, dass Honorarberatung kein Geld koste. Für viele werde es sogar teurer. Hier musste selbst der Kritiker Kleinlein einstimmen: Honorarberatung ist nicht die Lösung, aber dennoch müsse die Provisions- und Kostenspirale gestoppt werden. Alternativen zur LebensversicherungVon Moderator Dr. Marc Surminski nach Alternativen gefragt, sagte Kleinlein, dass er Kunden empfehle, Ansparen und Absichern zu trennen. Zudem könnte bei den Produkten, der Ansparvorgang vom Verrentungsvorgang getrennt werden. Berndt rechnete vor, dass Banksparpläne und Investmentfonds auch in der Rendite keine Chance gegen Lebensversicherungen hätten. Trotz sehr kontroverser Ansichten zeigten sich die Diskutanten einsichtig, dass es nur gelinge, gemeinsam die Probleme zu lösen. Gute Produkte sind dabei sicher ein erster Weg. Wie aber die Vermittler ihr Altersvorsorgegeschäft anschieben können, darauf konnte auch die Runde keine Antworten geben.
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