map-report 940: Bilanzrating Private Krankenversicherung 2024
2025-09-04-PM-Franke-Bornberg-map-report-940-Bilanzrating-PKV-5-Uebertragungswerte
Beitragseinnahmen im Plus
Das Neugeschäft schwächelt marktdurchschnittlich bereits seit einer Dekade, während die Beitragseinnahmen nach durchschnittlich 3,1 % im Vorjahr mit jetzt 4,3 % deutlich stärker zulegten. Auf die Einnahmen der PKV-Anbieter wirken mehrere Einflussfaktoren. Neben Kündigungen, Neuabschlüssen und Tarifwechseln innerhalb der privaten Krankenversicherung, schlagen auch Übertritte zur und von der gesetzlichen Krankenversicherung, Geburten, Todesfälle und natürlich die oft in der Kritik stehenden Prämienanpassungen auf die Entwicklung der Beitragseinnahmen durch. Welche Anteile diese Variablen an den Prämien der einzelnen Versicherer haben, lässt sich den Jahresabschlüssen nicht entnehmen.
Zweistellige Zuwächse verbuchten Arag (17,4 %) und Concordia (13,5 %). Von den Schwergewichten mit mehr als einer Milliarde Euro Beitragseinnahmen waren neben der Halleschen (7,6 %) vor allem Huk-Coburg (5,7 %), Barmenia (5,6 %) und HanseMerkur (4,9 %) auf Wachstumskurs. Rückläufige Beitragseinnahmen wie im Vorjahr gab es 2024 nicht.
Wettbewerb über Umdeckung
Seit der Gesundheitsreform 2009 dürfen Vollversicherte bei einem Tarif- oder Anbieterwechsel einen Teil ihrer Alterungsrückstellungen mitnehmen – vorausgesetzt, der Vertrag wurde ab dem 1. Januar 2009 abgeschlossen. „Was als Schutzmechanismus für die Versicherten gedacht war, entwickelt sich zunehmend zu einem zentralen Schalthebel für Marktbewegungen in der Vollversicherung“, meint Reinhard Klages, Verantwortlicher des map-report.
Für Versicherer bedeuten abgegebene Übertragungswerte eine Belastung. Mit jedem Abgang fließt Kapital aus der Deckungsrückstellung ab, das dem Kollektiv für künftige Kalkulationen fehlt. Besonders kritisch wird es, wenn vor allem „gute Risiken“ den Anbieter verlassen und weniger attraktive Risiken zurückbleiben. Die Folge können steigende Beiträge im Bestand sein. Aus Sicht der Kunden wirkt die Mitnahme der Rückstellungen zunächst positiv. Doch übertragen wird nur ein gesetzlich definierter Teil – der Übertragungswert. Wer den Anbieter wechselt, läuft Gefahr, trotz niedrigerer Prämien schlechter gestellt zu sein. So können Gesundheitsprüfungen zu Leistungsausschlüssen führen und Wartezeiten oder Selbstbehalte steigen. Was kurzfristig nach Ersparnis aussieht, kann langfristig Versorgungslücken hinterlassen.
Nicht ganz unkritisch ist dabei die Rolle mancher Vermittler. „Externe Umdeckungen lösen neue Abschlussprovisionen aus – ein Anreiz, der nicht immer im Sinne des Kunden liegt. Fehlt die transparente Beratung, wird aus der vermeintlichen Kostenoptimierung schnell ein Risiko für die finanzielle Stabilität im Alter“, warnt Franke.
Dass Übertragungswerte längst zum harten Wettbewerbsfaktor geworden sind, belegen einmal mehr die jüngsten Zahlen. Die HanseMerkur verzeichnete im vergangenen Jahr den mit Abstand größten Nettozufluss: 41,1 Mio. €, gut das 2,5-Fache des Vorjahres. Die Hamburger nahmen 54,0 Mio. € an Rückstellungen ein und gaben 12,9 Mio. € ab. Auch die Arag zählt zu den Gewinnern. Mit einem positiven Saldo von 24,7 Mio.€ bestätigte sie einmal mehr ihre Position als Schwergewicht bei Umdeckungen. Deutlich dahinter bewegen sich die Continentale (Saldo 3,6 Mio. €), die Hallesche (1,8 Mio. €) und die Universa (1,6 Mio. €). Doch die Dynamik zeigt klar, wohin die Reise geht: Übertragungswerte sind längst mehr als eine buchhalterische Kennzahl.